Familie Wilhelm Cohen und Juliana, geb. Friesem
und Elisabeth, geb. Friesem

 

Wilhelm Cohen (2.3.1882 Weseke – 1.7.1944 Auschwitz, PL) und
Juliana, geb. Friesem (16.8.1886 Burgbrohl – 2.1.1916 Weseke)

Alfred Abraham Cohen (13.7.1910 Weseke – 7.1.1943 Auschwitz Birkenau, PL)

verheiratet mit Else geb. Sommerfeld (15.3.1913 Krojanke, Westpreußen – Okt. 1942

Auschwitz, PL)

Keine Kinder

Ruth Clara Cohen (15.9.1911 Weseke – 20.03.1943 Sobibor, PL) verheiratet mit

Karel Cozijn (12.7.1911 Amsterdam, NL – 20.3.1943 Sobibor, PL)

Juliana Cozijn (8.6.1937 Weseke – 20.3.1943 Sobibor, PL)

Mischa Cozijn (12.3.1940 Apeldoorn, NL – 20.3.1943 Sobibor, PL)

Willy Cozijn (24.3.1932 Weseke – 20.3.1943 Sobibor, PL)

Hermann Cohen (30.11.1913 Weseke – 11.3.1988 Pennsylvania, USA)

Elfriede Cohen (20.12.1915 Weseke – 10.9.1943 Auschwitz, PL) verheiratet mit

Juda Vintura (21.9.1914 Amsterdam, NL – 21.3.1944 Auschwitz, PL)

Joan Vintura (7.12.1939 Amsterdam, NL – 10.9.1943 Auschwitz, PL)

Boris Vintura (30.1.1943 – 10.9.1943 Auschwitz, PL)

2. Ehe: Wilhelm Cohen und Elisabeth, geb. Friesem

Wilhelm Cohen (2.32.1882 Weseke – 1.7.1944 Auschwitz, PL) und

Elisabeth, geb. Friesem (13.6.1892 Burgbrohl – 6.7.1944 Auschwitz, PL)

Irmgard Cohen (28.8.1918 Burgbrohl – 8.10.1944 Auschwitz, PL) verheiratet mit

Jakobus Pekel (7.9.1918 Amsterdam – 28.2.1945 Osteuropa)

Marianne Pekel (5.9.1939 Westerbork, NL – 8.10.1944 Auschwitz, PL)

Lotti Cohen (31.1.1920 Weseke – 1976 Pennsylvania, USA) verheiratet mit

Ernest Salus (20.9.1918 – 5.7.1994 Silver Spring, USA)

Zwei Töchter, ein Sohn

Juliane Cohen (9.3.1923 Gemen – Stutthof)

Leo Albert Cohen (6.10.1924 Gemen – 7.4.1945 Schwarzheide-Sachsenhausen)

Edith Cohen (19.1.1927 Gemen – 23.1.1945 Stutthof)

 

 

Familie Max Marcus Klaber und Regina, geb. Rosenbaum

 

Max Marcus Klaber (3.12.1874 Embken, Düren – 17.8.1942 Theresienstadt, CZE) und Regina, geb. Rosenbaum (22.12.1871 Lembeck – 1942 Auschwitz, PL)

Erna Klaber (20.7.1902 Gemen – 1983 Groenlo, NL) verheiratet mit Salomon

Elkan (17.9.1900 Raesfeld – 1.10.1944 Auschwitz, PL)

Keine Kinder

Wilhelm Klaber (5.9.1903 Gemen – 23.11.1993) verheiratet mit

Hildegard geb. Kanarek (3.8.1913 Wanne – 10.9.1991 San Diego, USA)

Zwei Söhne

Albert Klaber (6.6.1907 Gemen – 30.9.1942 Auschwitz, PL)

Betty Klaber (19.4.1908 Gemen – 1937 Sayn bei Koblenz)

Erich Klaber (12.8.1914 Gemen – 23.9.1994 Phoenix, USA) verheiratet mit

Bernice Doris geb. Schönewald

Drei Töchter

Herbert Klaber (19.3.1920 Gemen – 16.2.2013 Chicago, USA) verheiratet mit

Marcia geb. Becker

Drei Söhne, eine Tochter

 

 

Familie Moses Landau und Paula Berta Levie (Levy)

 

Moses Landau (1.10.1873 Gemen – 1926 Dortmund) und

Paula Berta, geb. Levie (3.3.1882 Unkel – Kulmhof)

Paul Landau (19.10.1908 Gemen – ?)

Richard Landau (1912 Gemen – ?)

Lore Landau (10.4.1914 Gemen – ?)

 

 

Familie Meijer Levie (Levi) und Mathilde, geb. Marcus

 

Meijer Levie (2.2.1875 Eelde, NL – 22.10.1942 Auschwitz, PL) und

Mathilde, geb. Marcus (10.8.1872 Rees – 17.5.1942 Groningen, NL)

Julie Levie (28.2.1902 Gemen – 29.10.1942 Auschwitz, PL) verheiratet mit

Hartog Gosschalk (18.1.1893 Groningen, NL – 28.2.1943 Auschwitz,PL)

Sara Gosschalk (7.8.1926 – 29.10.1942 Auschwitz, PL)

Meijer Bernardus Gosschalk (1.9.1931 – 29.10.1942 Auschwitz, PL)

Rosa Levie (25.3.1903 Gemen – 29.10.1942 Auschwitz, PL))

Hedwig Levie (1907 Gemen – ?) verheiratet mit

Julius Jacobs (28.4.1894 Borne, NL – 25.1.1958 Enschede, NL)

Keine Kinder

Ottilia Levie (11.7.1908 Gemen – 26.2.1943 Auschwitz, PL) verheiratet mit

Mozes Leman (28.9.1905 Hardenberg, NL – 26.2.1943 Auschwitz, PL)

Sientje Leman (16.5.1933 Hardenberg, NL – 26.2.1943 Auschwitz, PL)

Mathilde Leman (9.8.1934 Hardenberg, NL – 26 .2.1943 Auschwitz, PL)

Liepman Leman (31.7.1936 Hardenberg, NL – 26.2.1943 Auschwitz, PL)

Josef Levie (20.4.1910 Gemen – 26.5.1945 Tröbitz) verheiratet mit

Else geb. Metzger (9.10.1911 Borken – 21.5.1943 Sobibor, PL)

Marga Levie (7.6.1937 – 21.5.1943 Sobibor, PL)

Friedel Levie (6.1.1943 – 21.5.1943 Sobibor, PL)

 

 

 

Familie Herz Azor Löwenstein und Bertha Blümchen, geb. Levy

 

Herz Azor Löwenstein (18.5.1804 Gemen – 30.6.1891 Gemen) und

Bertha Blümchen, geb. Levy (1820 Olfen – 26.7.1846 Gemen)

Levi Löwenstein (13.12.1836 Gemen – ?) verheiratet mit

Julia geb. Loeb (27.8.1840 Montabaur – 29.10.1893 Gemen), 2. Ehe mit

Ottilia Theresia Frank (14.10.1861 Borken – 3.2.1943 Theresienstadt, CZE)

Ein Kind

Schöna Löwenstein (17.3.1838 Gemen – ?)

Joseph Löwenstein (28.3.1840 Gemen – 8.4.1840 Gemen)

Betta Löwenstein (1.8.1841 Gemen – ?)

Isak Löwenstein (17.7.1845 Gemen – 1.9.1846 Gemen)

Friederika Löwenstein (17.7.1845 Gemen – 2.2.1846 Gemen)

 

2. Ehe: Herz Azor Löwenstein und Bella, geb. Mendel

Herz Azor Löwenstein (18.5.1804 Gemen – 30.6.1891 Gemen) und

Bella, geb. Mendel (18.7.1818 Coesfeld – 23.1.1911 Gemen)

Henriette (Jette) Löwenstein (19.1.1852 Gemen – 11.1.1938 Gemen)

Carolina Löwenstein (20.4.1854 Gemen – ?)

Julchen Löwenstein (14.9.1856 Gemen – 10.10.1893 Bochum)

Oskar Löwenstein (15.6.1861 Gemen – 24.6.1939 London, GB) verheiratet mit

Pauline, geb. Jonas (5.1.1874 Borken – 18.5.1950 New York, USA)

Gerta Löwenstein (17.3.1900 Gemen – Auschwitz, PL) verheiratet mit

Wilhelm Moch (29.11.1891 Nonnenweier Lahr – Auschwitz, PL)

Einen Sohn, eine Tochter

Hilde Löwenstein (14.10.1901 Gemen – Okt 1985 USA) verheiratet mit

Richard Katz (9.3.1902 Horstmar – 9.12.1991 USA)

Fred Katz (7.4.1930 Recklinghausen – 4.6.2013 USA) verheiratet mit

Charlotte (31.7.1934 – 27.12.2014 USA)

Einen Sohn

Eine Tochter

Herbert Löwenstein (17.11.1902 Gemen – 17.10.1990 Johannesburg ZAF)

verheiratet mit Heidi geb. Kaufmann

Eine Tochter

Kurt Löwenstein (11.7.1907 Gemen – 15.9.1979)

Marga Löwenstein (30.12.1910 Gemen – Mär 2016 Jerusalem, IL) verheiratet mit

Dr. Alexander David Carlebach (26.3.1908 Köln – 20.11.1992 Jerusalem, IL)

Zwei Töchter

Emanuel (Emil) Löwenstein (22.1.1865 Gemen – Kuba) verheiratet mit

Adele, geb. Stern (16.1.1876 Xanten – Apr 1965 Brooklyn, USA)

Dr. med. Edgar Löwenstein (11.1.1906 Borken – Feb. 1977 USA) verheiratet

mit Eve

Einen Sohn

Werner Löwenstein (4.9.1909 Borken – Jun 1986 Brooklyn, USA)

 

 

 

Familie Benjamin Saffra und Anna, geb. Schönstedt

 

Benjamin Saffra (2.4.1903 Frankfurt a.M. – 31.5.1944 Auschwitz, PL) und

Anna, geb. Schönstedt (26.2.1911 Altona – 19.11.1943 Auschwitz, PL)

Michael Saffra (21.3.1933 Gemen – 19.11.1943 Auschwitz, PL)

Rifka Saffra (30.8.1934 Gemen – 19.11.1943 Auschwitz, PL)

Mirjam Saffra (30.11.1935 Gemen – 19.11.1943 Auschwitz, PL)

Judith Saffra (27.4.1937 Gemen – 19.11.1943 Auschwitz, PL)

 

 

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Um Christi Geburt siedelten Juden im Gebiet, das dem modernen Staat Israel ungefähr entspricht. Hier mussten sie nach der Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. weichen. Sie zogen dahin wo sie nur eine religiöse Minorität stellten: die Diaspora. Die religiöse Majorität tat sich mit diesen Zuzügen schwer. Die lange Geschichte des jüdischen Überlebens in der Diaspora ist voll von Vertreibung und Ermordungen.

 

In diesen ersten Jahrhunderten nach der Zerstreuung der Juden stieg das Christentum im Römischen Reich zur Staatsreligion auf. Die sich neu etablierende Religion nahm das Judentum besonders streng in den Blick, obwohl oder gerade weil Christus Jude war. So lassen sich Einschränkungen wie Berufsverbote erklären, die Christen Juden auferlegten. In den Zeiten der Kreuzzüge lehnte die christliche Bevölkerung Juden besonders intensiv ab, es fanden Pogrome an der jüdischen Bevölkerung im Reich statt.

 

1103 erließ Kaiser Heinrich IV. daraufhin einen Landfrieden, der Juden schützen sollte. Sie sollten ihre Feste, religiösen Gebräuche ausleben und Friedhöfe anlegen können. Für diesen Schutz mussten sie im Gegenzug Steuern und Abgaben zahlen.

 

Da Juden keine Bürgerrechte zustanden, kontrollierten die jeweiligen Autoritäten den Zuzug in ihren Einflussbereich mit einem Papier, den Geleitbrief, für das von den Juden eine Gebühr entrichtet werden musste.

 

Der früheste Nachweis eines Juden für das Borkener Stadtgebiet stammt aus einem Geleitbrief. 1327 gewährte der Erzbischof von Osnabrück einigen Juden den Aufenthalt in seinem Einflussbereich. Darunter befand sich der Jude Moses, Sohn des Gottschalk, der sich mit seiner Frau in Borken aufhalten durfte.

 

Die jüdischen Familien lebten somit weitverstreut und doch verbunden. Die Einkommensquelle des Handels lag da nahe. Geldverleih bedeutete eine weitere Einnahmemöglichkeit, denn Gilden und Zünfte schlossen Juden aus. Besonders die jeweiligen Herrscher hingen bald von jüdischen Geldquellen ab, denn Kriege und Gebietsstreitereien kosteten ein Vermögen.

 

Im 14. Jahrhundert brach die Pest aus. Böswillige Gerüchte besagten, Juden hätten Brunnen vergiftet und so die Epidemie bewusst herbeigeführt. Die Angst vor der Seuche und die Abneigung gegen die Andersgläubigen vereinten sich und es kam zu verheerenden Hinrichtungen und Verfolgungen. Um 1350 lebte fast kein Jude mehr im Hochstift Münster. Erst im 16. Jahrhundert ließen sich wieder Juden im Raum Borken nieder.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1550 erhielt Moises von Bacharach für sieben Jahre das Geleit für Borken. Aufgrund der Berufsbeschränkungen verdiente er als Geldhändler und Kreditgeber seinen Unterhalt. Zwei Jahre später, 1552, berichtete ein Gerichtsprotokoll von Auseinandersetzungen Moises mit der Stadt Borken. Die Borkener warfen ihm Gottesschmähung und Lästerung vor. Das Gerichtsverfahren scheint im Sande verlaufen zu sein.

 

1560 wies man alle Juden aus dem Hochstift Münster aus. Zünfte und Berufskonkurrenten setzten sich in den Gremien, wie den Räten, durch und brachten Vorwürfe z. B. der Gotteslästerung als Legitimation für eine Ausweisung aller Juden vor.

 

 

Der Rat der Stadt Borken folgte der Politik in Münster und verwies den Juden Arndt der Stadt, in der er vorher über 20 Jahre lebte. Arndt zog nach Gemen, hier lebte bereits seit Ende der 1550er Jahre Isaak (von Gemen). Die Grafen von Holstein-Schaumburg gewährten hier Schutzjuden die Ansiedlung. Die winzige Enklave Gemen musste immer wieder Versuche abwehren, in das Einflussgebiet Münsters einbezogen zu werden. Als sich dann 1558 der Graf Jobst II. der Reformation anschloss, verschärfte sich der Konflikt. Die Grafen von Gemen sahen in den in ihrer Herrschaft ansässigen Juden eine Möglichkeit, ihren steigenden Geldbedarf zu bedienen. So erhielten mehr Juden das Geleit für Gemen und konnten dort aber ihren Unterhalt nicht erzielen. Sie wichen nach Borken aus und gerieten dadurch mit den Nachbar-Bürgern in Streit, denn die Stadt verbat jüdischen Familien Handel zu treiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seit ungefähr Ende der 1550 Jahre lebte Isaak von Gemen mit seiner Familie in der kleinen Grafschaft Gemen als geduldeter Jude. Er verfügte über besondere Fähigkeiten und Erfahrungen mit Heilkräutern, was im weiten Umkreis bekannt war. Sogar der Kurfürst Ernst von Köln, Bischof von Münster, erfuhr davon und gewährte Isaak ein Einreise- und Ausreisegeleit. Damit beschränkte sich sein Wirkungskreis für medizinischen Tätigkeiten nicht mehr auf Gemen. Was den Handel und Geldverleih betraf, musste sich Issak weiter auf das Amt Ahaus und damit einen kleineren Aktionsradius beschränken.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Sonderstellung Isaaks verhinderte nicht, dass ihn 1604 münstersche Beamte bedrohten. Der Graf von Gemen setzte sich für seinen Schutzjuden ein, trotzdem eskalierte der Konflikt. Im Februar 1605 erstach ein in Borken wohnender und in niederländischen Diensten stehender Kriegswerber Isaak auf einer Brücke innerhalb der Freiheit Gemen. Die genauen Hintergründe der Tat ließen sich nie aufklären. Der Graf von Gemen verurteilte den Täter zum Tode und ließ ihn enthaupten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Judenordnung oder Bild von Christoph Bernhard von Galen 1662

Isaak geriet zum Spielball der Ränke seiner Herrschaft mit den Nachbargebieten. Im Dreißigjährigen Krieg teilten dieses Schicksal viele Glaubensgenossen. Die Neuordnung der deutschen Territorialstaaten nach der langen Phase des Krieges bewirkte auf der einen Seite eine direkte Abhängigkeit von den regionalen Obrigkeiten aber auch eine stärkere Beachtung des wirtschaftlichen Potentials der Juden. 1662 erließ Christoph Bernhard von Galen eine Judenordnung für das Stift Münster. Es bildete den Rahmen des Zusammenlebens bis zur Säkularisation.

 

 

 

2 Der Mohel - Herz Azor Löwenstein (18.4.1804, Gemen – 30 Jun 1891, Gemen)

 

Bild Beschneidung Albert Heymans

Ein Mohel beschneidet gemäß jüdischer Vorschriften die Knaben am 8. Lebenstag. In der Genesis weist Gott Abraham an:

Das ist mein Bund zwischen mir und euch samt deinen Nachkommen, den ihr halten sollt: Alles, was männlich ist unter euch, muss beschnitten werden. Am Fleisch eurer Vorhaut müsst ihr euch beschneiden lassen. Das soll geschehen zum Zeichen des Bundes zwischen mir und euch. Alle männlichen Kinder bei euch müssen, sobald sie acht Tage alt sind, beschnitten werden in jeder eurer Generationen, seien sie im Haus geboren oder um Geld von irgendeinem Fremden erworben, der nicht von dir abstammt. (Genesis 17,10 – 17,12)

 

Bild Grabstein

Bei den Löwensteins bedeutete das Engagement für die jüdische Gemeinde und das Amt des Mohels eine Familienpflicht. Herz Azor Löwenstein kam am 18. Mai 1804 als jüngstes von drei Kindern in Gemen zur Welt. Ähnlich wie sein Vater verdiente er sein Einkommen als Handelsmann (Textilien). Religion spielte in der Familie eine bedeutende Rolle. Die Familienmitglieder ließen sich in die jüdische Gemeinde in Gemen einbinden, der Vater trug den Ehrentitel Levit, was jüdischer Gelehrter bedeutete, der Sohn arbeitete er nicht nur als Mohel, er fungierte in späteren Jahren auch als Gemeindevorsteher der kleinen jüdischen Gemeinde in Gemen (schätzungsweise 60 – 80 Personen).

 

Bild Buch Mohel

Im Alter von 22 Jahren begann Herz Azor mit den Beschneidungen. Die Ansprüche an einen Mohel sind hoch, er soll einen untadeligen Lebenswandel führen und sich in religiösen Vorschriften auskennen. Der Gemener galt trotz seiner Jugend schon als gelehrter Mann mit tadellosem Leumund. Er war zu dem Zeitpunkt seiner ersten Beschneidungen noch nicht verheiratet, obwohl man die Ehe als eine Art Reifung ansah und ansieht.

 

Heute wissen wir durch ein kleines Buch mit Ledereinband von über 300 Beschneidungen, die Herz Azor in der Zeit von 1826 bis 1876 durchführte.

 

Eingetragen sind immer das jüdische Datum, dann der hebräische Name des Jungen, den man beschnitt sowie der Pate, der Sandek. Ein Hinweis auf den Ort ist ebenfalls enthalten. Die Entzifferung des Buches gestaltete sich nicht nur wegen der Handschrift als schwierig. Alle Angaben sind in Hebräisch, eine Schrift ohne Vokale, so dass Gemen vereinfacht als Gmn angegeben ist. Dennoch stellt dieses Buch einen sehr wertvollen Beitrag zur Aufklärung von Familiengeschichten dar. Die Zeit, in der Herz Azor seine Beschneidungen durchführte, gibt sonst nur bruchstückhaft Daten von jüdischen Familien wider, da jüdische Daten nicht (bis auf einige Ausnahmen) in Kirchenbüchern eingetragen sind.

 

Beschneidung Nummer 1 geschah bei seinem Neffen Joseph, dem Sohn seines Bruders Meier in Gemen oder Borken:

 

„Am Dienstag, 26. Kislev beschnitt ich den Sohn meines Bruders Meier. Der Name des Kindes ist Judfa [Text unklar]; der Sandek [Pate] war David aus Lüdinghausen

 

50 Jahre – Bild vom Gebiet in dem er reiste

Im Durchschnitt aller fünfzig Jahre seiner ehrenamtlichen Tätigkeit führte Herz Azor jährlich sechs Beschneidungen durch.

 

Im Laufe seiner Tätigkeit arbeitete Herz Azor in mindestens 35 Gemeinden und Orten. Es sind nur wenige Beschneidungen in Gemen selbst vermerkt, die meisten mit 46 in Borken, in Bocholt 35, in Schermbeck 33. Aber auch in weiter entfernte Orte führte ihn seine Tätigkeit, nach Kalkar, Alpen, Rees, Münster und mit der weitesten Entfernung nach Gladbach (einfache Entfernung über 100 km).

 

Zu den jüdischen Gemeinden in den Niederlanden unterhielt Herz Azor gute Beziehungen, nicht nur familiärer Art. Dies findet eine Bestätigung in entsprechenden Beschneidungen in Winterswijk, Eibergen und Dinxperlo.

 

Bild vom Menschen, der zu Fuß geht

Die Bahnlinie in Borken errichtete man erst Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts. Für Herz Azor Löwensteins Reisen spielte der Schienenverkehr deshalb eine untergeordnete Rolle. Pferd und Wagen als Mitfahrgelegenheit oder möglicherweise auch aus dem eigenen Besitz dürfte die klassische Möglichkeit zur Überwindung von größeren Strecken gewesen sein. Eine Strecke wie von Gemen nach Weseke oder nach Borken legte Herz Azor wahrscheinlich auch zu Fuß zurück. Für eine cirka sechs Kilometer lange Strecke nach Weseke kann man allerdings schon mehr als eine Stunde Zeitaufwand veranschlagen. Dieses Amt hat Herz Azor nicht nur in verschiedene Städte und Orte gebracht, zu Gast in unterschiedliche Familien, er betrieb einen großen Aufwand dafür. Häufig trennte ihn diese Tätigkeit auch von seiner Familie, denn der Mohel übt seine Handlung auch an Feiertagen aus, an denen andere Beschäftigungen dem religiösen Menschen untersagt sind.

 

Beschneidung eigene Kinder – Eintragungstext als Bild

Herz Azor Löwenstein heiratete verhältnismäßig spät mit 31 Jahren die um 14 Jahre jüngere Bertha Blümchen, geb. Levy. Das Paar bekam sechs Kinder und seinen Erstgeborenen Levi beschnitt der Vater 1836. Als Paten wählte er seinen Vater Azor Herz Löwenstein. Die Eintragung lautete:

Der Vater ist verpflichtet, seinen Sohn zu beschneiden. Am Dienstag, 12. Tewet beschnitt ich meinen Sohn Leib; der Sandek war Ascher, mein Vater.

Datierung: 20. Dezember 1836

 

1840 beschnitt er seinen zweiten Sohn Joseph:

1845 kamen Zwillinge zur Welt. Den männlichen Zwilling Isak beschnitt Herz Azor acht Tage später. Mutter Bertha starb kurz nach der Geburt mit nur 26 Jahren, ebenso wie die Zwillinge und im selben Jahr auch Azor Herz, der Großvater. Erst fünf Jahre später, am 16. Januar 1850 heiratete der Witwer ein zweites Mal. Seine Frau hieß Bella Mendel und stammte aus Coesfeld. Mit ihr hatte er weitere fünf Kinder. Sein jüngster Sohn Emanuel (Emil) kam zur Welt, als der Vater bereits 61 Jahre alt war.

 

Herz Azor Löwenstein starb am 30. Juni 1891 in Gemen. Vor allem die Kinder aus seiner zweiten Ehe übernahmen Funktionen in der Synagogengemeinde. Sein Sohn Oskar, 1861 geboren und von ihm beschnitten, folgte dem Vater im Engagement für die jüdische Religion.

 

 

 

3 Gründer der Gemener Synagoge – Oskar Löwenstein (15.6.1861, Gemen – 24.6.1939, London)

 

Bild Betraum Gemen und Synagoge Borken

Ein Zeichen der Emanzipation ist es, wenn eine religiöse Minderheit genügend finanzielle Mittel aufbringen kann, ein eigenes Gotteshaus zu bauen. – Steht dieses Gotteshaus nur ca. 3 km Luftlinie von einem weiteren Gotteshaus der gleichen Religionsgemeinschaft, dann kann man dies auch als Emanzipation von der größeren Gemeinde in der Nachbarstadt verstehen.

 

Synagoge ist griechisch und bedeutet Versammlung, genau wie die hebräische Bezeichnung Bet ha-Knesset. Es ist ein Raum von Laien für Laien, hier finden Gottesdienste und Versammlungen statt. Damit ist es nicht nur ein sakraler, sondern auch ein profaner Raum, außerdem ein Ort des Lernens und des Studiums.

 

1847 Befragungsergebnis aus Ramsdorf

Transkription:

Ramsdorf 1. Dezm. 1847 / Der im Amt Ramsdorf vorhandene einzige sich selbständig ernährende Jude Jordan Isack 42 Jahre alt …wird … vorgeladen um über die Bildung von Synagogen Bezirken … verantwortet zu werden. Der erschienene Jordan Isack erklärt seit uralten Zeiten gehe ich, so wie meine Vorfahren nach Gemen, wo in den extra zum Bethaus umgerichteten Lokale, Gottesdienst gehalten wird. … Ein Beschluß, der Borkener Synagoge angewiesen zu werden, fühle ich nicht, zudem darf ich nach unserem Glaubens Ritus auch nicht einmal nach Borken zur Kirche gehen, da die Entfernung von dem Kirchgang nicht weiter wie eine Stunde sain darf./ ... beantragt deshalb, ihn bei dem Bethaus zu Gemen zu belassen. …

Die jüdischen Gemeinden in Borken und Gemen entwickelten sich schon aufgrund ihrer Geschichte (s. 1, Das Mordopfer) unterschiedlich. Borken stellte im Vergleich die größere Gemeinde, zu Gemen fühlten sich aber die Familien aus Weseke und Ramsdorf zugehörig. Gemeinsam besuchten sie den Gebetsraum im Haus Löwenstein in Gemen. Dort verrichteten sie die wöchentlichen Gottesdienste.

Der wöchentliche Abschnitt aus der Thora steht im Mittelpunkt des am Freitagabend und am Samstag (=Sabbat) stattfindenden Amtes. Ein Rabbiner oder ein offizieller Leiter ist nicht notwendig. Sind zehn und mehr Männer anwesend, ist die Minjan gegeben. Das heißt, es ist das Quorum erfüllt, das nötig ist, um einen vollständigen jüdischen Gottesdienst abzuhalten.

In Gemen war diese Zahl von männlichen Gläubigen gegeben, die steigende Zahl machte 1904 einen Erweiterungsbau des Betsaals notwendig.

 

Bild Mikwe

Außerdem verfügte die Gemener Gemeinde über eine Mikwe. Das ist rituelles Tauchbad, indem vor hohen Feiertagen der jüdische Mann ganz untertaucht, um auch äußerlich gereinigt zu werden. Frauen nutzen das Tauchbad, in dem fließendes Wasser vorhanden sein muss, um nach dem Zyklus oder der Geburt die rituelle Reinigung zu erfahren. Das fließende Wasser in der Gemener Mikwe kam von der Aa – die Temperatur ist sicher alles andere als angenehm gewesen.

 

Prolog Einweihungsheft

Über 300 Jahre verrichteten so Juden in Gemen ihrem Glauben gemäß ihre Feiertage, die Sabbatgottesdienste und familiäre Feiern. In dieser Zeit erwarben sie ein Zutrauen in ihre Fähigkeiten und dieses Selbstverständnis sollte auch nach außen sichtbar werden. Eine Synagoge in Gemen anstelle des Betsaals zu errichten bedeutete das Stein gewordene Zeugnis dieses Empfindens. Motor, Geldgeber und spiritus rector der Idee war Oskar Löwenstein. Als zweitjüngstes von insgesamt zwölf Kindern folgte er seinem Vater Herz Azor Löwenstein in der Führung der Synagogengemeinde Gemen.

 

Foto Löwenstein Briefpapier

Mit seinem jüngeren Bruder Emanuel gründete Oskar (geboren 15. Juni 1861 in Gemen) die Firma Löwenstein, sie handelten mit Schneiderbedarf. Der berufliche Erfolg und die Akzeptanz in der Gemeinde ließen Oskar nicht eher ruhen, bis er das Geld für den Bau der Synagoge gesammelt hatte. Das Baugrundstück stellte der Graf Friedrich von Landsberg-Velen auf 99 Jahre zur Verfügung.

 

Foto Synagoge innen und außen

Im August 1912 konnte die Synagoge eingeweiht werden. Sie lag in nächster Nähe zum Eigenheim von Oskar Löwenstein, das er gemeinsam mit seiner Frau Pauline, geb. Jonas, und fünf Kindern bewohnte und in Nachbarschaft zum Haus seines Bruders Emanuel, der ebenfalls an der gleichen Straße wohnte.

 

Zwei Jahre nach Einweihung der Synagoge begann der erste Weltkrieg. Oskars Söhne Herbert und Kurt waren noch zu jung, um in den Krieg zu ziehen und Oskar zu alt, um für das Vaterland zu kämpfen. Den Kaiser verehrten die Löwensteins, was man an einem Gedicht sehen kann, in dem Emanuel seiner Vaterlandsliebe Ausdruck gibt. Auch die Unterlagen, die bei der Grundsteinlegung der Synagoge mit eingelassen wurden, drücken dieses Empfinden aus.

 

Über die Haltung zur Weimarer Regierung ist nichts bekannt. Diese Zeit brachte für die Firma Löwenstein wirtschaftlich schwieriges Fahrwasser, die Umsätze gingen zurück, doch die Familie lebte einigermaßen sicher und gut integriert im christlichen, in Gemen stärker evangelisch geprägten Umfeld.

 

Foto Verlobung Marga Carlebach

Es kam schon kurz nach der Machtergreifung Hitlers zu Übergriffen in Gemen. Oskar erlebte wirtschaftliche Bedrohung durch den Boykott und Angriffe praktisch vom Tage der Machergreifung an. Im Mai 1935 überfiel eine Gruppe von nationalsozialistischen Unterstützern die Gemener Synagoge und verwüsteten den Innenraum.

 

1936 verlobte sich Oskars jüngste Tochter Marga mit dem Rabbiner Alexander Carlebach. Die Familie Löwenstein begann sich aufgrund der Bedrohung in Deutschland zu zerstreuen. Marga und ihr Mann Alexander siedelten ab 1936 in England.

 

Foto Bericht Infolge Abreissens einer …

Den immer stärker werdenden Angriffen auf wirtschaftliche und körperliche Unversehrtheit konnten die Löwensteins nicht trotzen. In der Pogromnacht am 9. November 1938 brannte die Gemener Synagoge. Oskar Löwenstein, der das Gotteshaus verteidigen wollte, wurde angegriffen und erlitt eine Verletzung am Kopf, man inhaftierte ihn. Die entstandenen Schäden durften von keiner Versicherung übernommen werden. Schlimmer noch, die Firma Löwenstein verlor die Konzession. Seine Träume zerstört und seiner Existenz beraubt, floh Oskar mit seiner Frau im April 1939 nach England.

 

Oskar litt sehr unter den Erlebnissen. Das Einleben in England verunsicherten ihn, berichtete seine Tochter Marga. Er starb in Folge eines Verkehrsunfalls schon kurze Zeit nach der Emigration am 24. Juni 1939 in London, als er unter einen Bus geriet.

 

Die Ermordung seiner ältesten Tochter Gerta und ihres Mannes Wilhelm Moch durch die Nationalsozialisten erlebte er nicht mehr.

 

 

 

 

 

 

3 Gelehrt und geehrt: Levi Cohen (4.6.1830, Borken – 21.1.1917, Borken)

 

Bild/Porträt Levi Cohen

Sich ein Bild von einem Menschen machen? Im Borkener Museum gelingt das, wenn man das Porträt von Levi Cohen ansieht. Er strahlt die Gelassenheit eines Menschen aus, der von der Umwelt akzeptiert und mit sich im Reinen ist. Er nahm eine herausragende Rolle ein für die jüdische Gemeinde Borken. Aber nicht nur in religiösen Kreisen scheint seine Meinung gefragt gewesen zu sein. Julia Schily-Koppers porträtierte ihn um 1900. Das Kennenlernen fand im Haus ihres Vaters statt, des Obergerichtsassessors Koppers, der seine Funktion in der Justiz in Borken ausübte. Mit seinen breiten Interessengebieten stellte Levi Cohen einen gern gesehenen Gesprächspartner dar. Darüber hinaus machte er damit seinem Namen eine Ehre, denn das hebräische Wort ‚Cohen' bedeutet Priester, Gelehrter.

 

Er hatte sich als Autodidakt Kenntnisse von den jüdischen Traditionen, der hebräischen Schrift und der Kultur sowie allgemeinen Unterrichtsinhalten erworben und war Lehrer und Gelehrter in einem.

 

Bild Schule Innen

Seit 1822 durften jüdische Glaubensgemeinschaften Schulen errichten, wenn sie über einen Raum verfügten. Der formelle Beginn der jüdischen Elementarschule in Borken datiert von 1838. Eine Schulpflicht in Deutschland bestand zu dieser Zeit für alle Kinder ab dem sechsten Lebensjahr. Sie blieben, bis sie ihre Ausbildung beendeten (in der Regel nach acht Jahren) oder bis sie auf weiterführende öffentliche Schulen – in Borken z. B. das Gymnasium – wechselten. Jüdische Schüler erhielten dann dort ihren Religionsunterricht.

 

1840 siedelte die jüdische Schule über in das Gebäude ‚Am Nonnenplatz‘, neben die Synagoge. Die frühere Lehrerunterkunft diente nun als Klassenzimmer.

 

Bild vom Schächten oder von der Mikwe

Das schmale Lehrergehalt, das Cohen von 1850 bis 1864 in Borken bezog, musste er mit Aufgaben als Schächter (rituelles Schlachten) aufbessern. In dieser Funktion wirkte er auch in den Nachbargemeinden, z. B. in Raesfeld und Schermbeck.

 

Zu den Aufgaben eines Schächters gehört auch, vor allem wenn sonst kein Gelehrter dies übernehmen kann, das Begutachten von koscheren Lebensmitteln und das Überprüfen allgemein von jüdischen Kultgegenständen oder Anlagen (wie das rituelle Tauchbad, die Mikwe).

 

Familie Cohen

1862 gründete er mit Amalie Mendel eine Familie, aus der drei Kinder hervorgingen.

 

Stenografie und Nachruf (BZ 23.1.1917)

1864 zog es ihn mit seiner Familie nach Gladbach (heute Mönchengladbach). Hier wirkte er an der Schule und auch als Schächter. Schon 1866 kehrte er der Stadt den Rücken und ging nach Borken zurück. In Gladbach gab es Schwierigkeiten mit der Synagogengemeinde, Ursache scheint Levi Cohens weitere Tätigkeit gewesen zu sein: Er gab Stenografiekurse in der Methode benannt nach den Erfindern Stolze und Schrey. Einen entsprechenden Verein gründete er auch in Borken.

 

Buch Zur Umrechnung Levi Cohen: Maphteach likboa Ittim

Als mathematisch Begeisterter widmete er sich auch der Umrechnung jüdischer Datumsangaben in den gregorianischen Kalender und gab 1879 ein entsprechendes Buch heraus. Das Judentum kennen und vermitteln hieß seine Berufung.

 

Heimatliebe und Heimatforschung (BZ 15.06.1895)

Den Austausch mit Gleichgesinnten zu pflegen und die Pflege der Geselligkeit bedeutete ihm viel. 1860 gründete er mit anderen den Männergesangverein in Borken. In zwei weiteren Vereinen (Stenografie und Altertum) brachte er sein Wissen und seine Belesenheit ein. Sie belegen sein breites Spektrum an Interessen, zeigen aber auch, dass Vereine und Verbände in dieser Zeit sehr populär waren.

 

Nach vier Jahren Zwischenstation in Borken zog L. Cohen mit seiner Familie von 1874 bis 1900 nach Rees. Wieder fand er Einnahmequellen mit den Tätigkeiten als Lehrer und Schächter. Zusätzlich gab er Stenografiekurse. Von Rees aus trat Cohen 1895 in den ‚Borkener Alterthumsverein‘, heute Heimatverein, ein. Wieder in seiner Heimatstadt lebend gehörte er 1901 dem Vorstand an. Die Verbundenheit mit dem Verein bestätigte er ein Jahr später: Er überließ ihm 1902 seine Bibliothek.

 

Bild Abschied Rees? Oder Zeitungsartikel Allgemeine Zeitung des Judenthums. Berlin. 24.08.1900

Nach 26 Jahren Tätigkeit in der Reeser Synagogengemeinde kehrte er 1900 für den Ruhestand in seine Heimatstadt zurück. Rees beging den Abschied mit einem großen Fest zu seinem goldenen Dienstjubiläum. Die ganze Stadt nahm Anteil. Nicht-jüdische Redner ehrten den Jubilar, Kollegen auch aus den christlichen Schulen wiesen auf seine Sachkenntnis und menschlichen Tugenden hin. Flaggen schmückten die Stadt für das große Ereignis.

 

Hochgeehrt Bild von L. Cohen mit Medaille

In Cohen erkennt man das Sinnbild des patriotisch gesinnten, kaisertreuen und konservativen Juden.

 

Sein Engagement und die Vielseitigkeit seiner Interessen erfuhr auch von staatlichen Stellen Lob und Wertschätzung. Zu seinem 50-jährigen Dienstjubiläum zeichnete ihn der Preußische Staat aus als ‚Ritter des Adlers, Inhaber des königlichen Hausordens von Hohenzollern’. Welche der vier Klassen dieses Ordens Cohen erhielt ist unbekannt. Diese Ehre galt nicht-militärischen Verdiensten, besonders Lehrern, Wissenschaftlern und Künstlern, die sich für das Haus Hohenzollern, und damit für das Kaiserreich einsetzten. Zu seiner Goldenen Hochzeit 1912 kam eine weitere besondere Ehre dazu: Der preußische König verlieh ihm die goldene Jubiläumsmedaille.

 

Levi Cohen starb hoch geehrt und dekoriert im Alter von 87 Jahren am 21. Januar 1917 in Borken.

 

Familie – Fotos von Selma und ihrem Vater

Zwei Jahrzehnte später erwies sich diese Ehre für Cohens Kinder und Enkelkinder als wertlos. Seine Enkeltochter Selma, 1903 noch zu der Lebenszeit Levis geboren, wurde von Borken aus 1941 nach Riga deportiert. Sie überlebte wie durch ein Wunder, wanderte nach dem Krieg genau wie ihre beiden Brüder nach Brasilien aus.

 

 

 

 

 

4 Gefallen und vergessen: Walter Feith (28.8.1890, Borken – 4.11.1918, Wismar)

 

Buch: Jüdische Gefallene im 1. Weltkrieg

Schon bald nach dem Ende des Ersten Weltkriegs sahen sich die jüdischen Institutionen in Deutschland dem Vorwurf ausgesetzt, sie hätten mitgewirkt am Untergang Deutschlands und hätten sich bestenfalls im Stab als Soldaten versteckt. Dass das nicht stimmte, dafür lassen sich immer wieder Namen von Gefallenen finden, die ihr Leben in den sinnlosen Schlachten an der Somme ließen oder auf anderen Kriegsplätzen starben.

 

Anzeige BZ 9. Nov 1918

Er war unser Leben, Sonnenschein und unsere stolze Hoffnung…

Mit diesen Worten teilte Familie Feith in der Borkener Zeitung vom 9. November 1918 mit, dass der Sohn, Bruder, Schwager, Onkel, Neffe und Vetter Walter Feith am 4. November nach drei Jahren als Soldat in Wismar seinen Verletzungen erlag. Die Beerdigung fand am 11. November, sieben Tage nach seinem Tod auf dem Borkener Friedhof statt. Die eher ungewöhnlich lange Zeitspanne zwischen Tod und Beerdigung ist sicher auf die Überführung nach Borken unter Kriegsbedingungen zurückzuführen. Besondere Tragik liegt darin, dass der Tod als Soldat so kurz vor dem 11. November 1918, dem Waffenstillstand, eintrat.

 

Foto Landsturmmann

Mit 24 oder 25 Jahren wurde Walter Feith Soldat, Landsturmmann. Das bedeutete, er musste körperlich belastbar sein und über 1,54 m groß. Seine Einteilung zu einem Ersatzbataillon bedeutete, dass es noch genügend Soldaten gab, die zur Waffengattung Infanterie zählten, als man ihn musterte. Seine Einheit bildete einen Teil des 3. Ersatzbataillons, Landsturm-Infanterie-Regiment Parchim, das zum IX. Armee-Korps, Schwerin, gehörte.

 

Dieses Korps kämpfte im November 1918 in Stellungskämpfen in Lothringen. Ob er dort seine Verwundung erlitt, ist nicht mehr festzustellen. Als transportfähig eingeschätzt, brachte man ihn dann wohl in das Lazarett in Wismar, Mecklenburg-Vorpommern, der Heimatgemeinde seines Regiments. Dort erlag er seinen Verwundungen.

 

Familie Bild der Schwestern und Eltern

Walter hatte sechs Schwestern, auf ihm ruhten die Hoffnungen der Eltern, was ihre Versorgung im Alter betraf.

 

Berufstätigkeit Anzeige und Tätigkeit des Vaters

Vater Josef betrieb ein Roll- und Fuhrgeschäft in Borken. Walter ging einer Beschäftigung nach im Unternehmen von Ernst Heimann. Der Nachruf des Arbeitgebers steht unterhalb der Todesanzeige der Familie in der Borkener Zeitung.

 

Heimann bezeichnete seinen Mitarbeiter als langjährigen Angestellten und Freund, dessen vornehme Charaktereigenschaften er hervorhob, so dass wir uns ein Bild von Walters Persönlichkeit machen können.

 

Nachruf Feith

Neun Jahre nach dem Tod des Sohnes starb Josef Feith. Lange Jahre stand er der jüdischen Gemeinde vor und die Nachrufe auf seinen Tod wiesen auf diese ehrenvolle Aufgabe hin. Seine Frau Johanna überlebte ihren Mann, sie wurde in Theresienstadt ermordet, mit 77 Jahren. Fünf ihrer Töchter starben ebenfalls in der Shoah. Nur die jüngste Tochter Carola überlebte. Einige Familienmitglieder der ermordeten Töchter nahmen nach der 50. Wiederkehr der Pogromnacht und den Einladungen an jüdische Überlebende in Borken Kontakt mit dem Arbeitskreis Jüdisches Leben in Borken und Gemen auf. Ihren Informationen ist es zu verdanken, dass wir heute mit mehr Hintergrund von einer Familie berichten können, von denen 1988 nur das Todesdatum des Soldaten Walter Feith und der Wohnort, bzw. das Haus in Borken bekannt waren.

 

 

 

 

5 Kopf und Herz einer Großfamilie: Amalie Gans, geb. Windmüller (31.12.1857, Borken – 24.8.1938, Borken)

 

Der 75. Geburtstag 1932

Ein runder Geburtstag, die Familie vereint und der sich verändernden politischen Umwelt ein Zeichen entgegensetzen – das alles stellte der 75. Geburtstag von Amalie Gans am 31. Dezember 1932 dar.

 

Die Familie traf sich in Borken, ein Höhepunkt! Fünfzehn Jahre nach dem Tod des Familienpatriarchen zeigte die Feier auch, die Familie liebte und achtete die Mutter und Großmutter Malchen. Als Inhaberin eines Textilhandels hatte sie und alle ihre fünf Söhne sowie fünf Töchter einen Platz in der Gesellschaft gefunden. Sechs Jahre später starb Amalie, da lebten von ihrer Familie nur noch zwei Kinder in Borken.

 

Textilhandel Anzeige BZ

Foto Amalie mit Enkelkindern

Wie viele jüdische Familien lebte auch die Familie Gans vom Textilhandel. Sie betrieben ein Einzelhandelsgeschäft, außerdem auch Handel mit Geschäftspartnern im In- und Ausland. Dabei mag es eine Hilfe gewesen sein, dass Carl Gans, Amalies Mann, aus Winterswijk stammte und die Töchter Berta, Paula und Meta später mit niederländischen Männern eine Ehe eingingen. Nur ein Jahr nach dem runden Geburtstag gelangte der Nationalsozialismus an die Macht. Zunächst schien das Nachbarland die relative Sicherheit vor den Herrschern in Deutschland zu bedeuten. Der Kontakt zu diesen Familienteilen war von Borken aus wegen der nahen Grenze möglich, dann aber schnell nach der Machtergreifung eingeschränkt. Dies muss für Amalie schmerzhaft gewesen sein, denn sie ging in ihrer Familie auf, liebte ihre Kinder und neunzehn Enkelkinder und verwöhnte sie. Ihr Enkel Theo Kaddar (Gans) berichtete, dass es bis in die Mitte der dreißiger Jahre am Sabbatmorgen nach Gottesdienst und Frühstück als erstes zu Oma Malchen in die Johanniterstraße ging, wo sie gesegnet wurden.

 

Amalies Töchter, Todesanzeige Carl Gans

Eine andere Enkelin, Martha Seligmann, erinnerte sich daran, wie Oma Amalie sie betreute und versorgte, als sie während des ersten Weltkriegs mit ihrer Mutter Selma Seligmann, geborene Gans, in Borken Zuflucht suchte und fand. Die Familie Seligmann lebte eigentlich in Köln, aber im Münsterland, mit der guten Vernetzung der Familien Gans-Windmüller, ließen sich Krieg und Einschränkungen besser aushalten. Im Alter von vier Jahren erlebte Martha den Beginn des ersten Weltkrieges, zwei Jahre später startete sie in Borken sogar ihre Schullaufbahn. Marthas Vater Samuel war wie auch einige Söhne von Amalie und Carl Gans als Soldaten eingezogen und sie kämpften an verschiedenen Fronten im ersten Weltkrieg für ihr Vaterland. So standen vor allem die fünf Töchter ihrer Mutter bei, als Vater und Großvater Carl (Karl) Gans im vorletzten Kriegsjahr, am 14. März 1917, starb.

 

Amalies Söhne

Moritz, der zweitälteste Sohn, erlitt eine Kriegsverletzung mit einer Beinamputation. Nach dem 1. Weltkrieg kehrte er nach Borken zurück, heiratete, trat aus der elterlichen Firma aus und machte sich zunächst mit einem Seidenhandel selbstständig. Sein Unternehmen entwickelte sich gut, ein familiärer Wettstreit um Erfolg und Fortkommen unter den Brüdern lässt sich trotz guter Beziehungen in der Familie spüren.

 

Die Familiengründungen ihrer Kinder verbanden mehrere einflussreiche und gutsituierte jüdische Familien miteinander. Abraham, der älteste Sohn, heiratete Helene Haas, eine Tochter der Familie, die in Borken zu fast zweidrittel das Steueraufkommen der Stadt bestritt. Der erfolgreiche Holz- und Furnierhandel Haas agierte Deutschland- und auch europaweit. Tochter Hedwig Gans heiratete Leo Jonas aus einer ebenfalls erfolgreichen Händlerfamilie in Borken.

 

Der Zusammenhalt in der Sippe gestaltete sich zwar nicht ohne Auseinandersetzungen aber nach außen traten sie als Einheit auf, wie sich die Enkel erinnerten. Die große Familie sicherte eben auch vielfältige Geschäftskontakte.

 

Alle Söhne überlebten den ersten Weltkrieg und arbeiteten danach in unterschiedlichen Branchen in Borken, in Städten des Ruhrgebietes und den Niederlanden sehr erfolgreich. Das vor dem ersten Weltkrieg aufgenommene Bild der fünf Söhne zeigt junge, unternehmensfreudige Männer, die in ihrem Elternhaus eine gute Erziehung genossen hatten und sich mit Energie und Tatkraft an ihre Karriere machten.

 

Vertreibung und Entrechtung – Aufnahme verbarrikadiertes Haus

Um ihren 80. Geburtstag herum erkrankte Amalie. In ihrem Haus in der Johanniterstraße 24 lebte sie da schon nicht mehr allein. Seit 1937 quartierte die Stadt Borken hier jüdische Menschen ein. Amalie sollte Borken nicht mehr verlassen.

 

Das Haus war ihr Geburtshaus, hier kam sie als einziges Kind von Abraham und Sara Windmüller, geb. Elkan aus Raesfeld in der Silvesternacht 1857 zur Welt. Amalies Eltern lebten wahrscheinlich vom Viehhandel. Vater Abraham Windmüller hatte es zu gutem Ansehen und Einkommen gebracht. Die Tochter erfuhr so, welche Bedeutung Familienbeziehungen hatten. Großvater, Onkel und Großonkel von Amalie gelangten bereits zu sehr frühen Zeiten, ab 1830, zu Grundbesitz. Ein Enkel beschrieb die Familie Windmüller als alteingesessen. Der Beleg dafür ist die frühe Ansiedlung bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Borken.

 

Carl Gans

In den 1880er Jahren heiratete Amalie Carl Gans, der aus Winterswijk stammte. Auch Carl arbeitete als Kaufmann und Viehhändler. Zusammen führten sie ihre Familie auf einen erfolgreichen Weg. Dass Hitlers Machtübernahme das Ende dieser glücklichen Jahre darstellte, diese Einschätzung teilen viele in der Gans Familie. Die noch in Borken lebenden Familienangehörigen waren sich bereits im Klaren, dass sie das Heimatland verlassen mussten, so kann es ein Trost in allem Elend gewesen sein, dass die Mutter Amalie am 24. August 1938 starb. Sie erlebte die immer schrecklicheren Formen der Ausgrenzung ihrer Angehörigen nicht mehr mit. Auch das Wissen um die Ermordung ihrer Töchter Paula und Meta und der Enkel und Schwiegersöhne in den Konzentrationslagern blieben ihr erspart.

 

 

 

 

 

5 Schwieriges Handwerk: Simon van Cleeff (3.7.1874 Haselünne – 26.10.1939, Borken)

 

Porträt Simon van Cleeff

In Borken sterben – dieses Anliegen hatte Simon van Cleeff, und der Wunsch ging noch in Erfüllung – 1939 keine Selbstverständlichkeit mehr, denn nach der Pogromnacht des 9. November 1938 lebten kaum noch Juden in Borken.

 

Simons Wunsch bezog sich nicht auf seine Geburtsstadt – das war Haselünne im Emsland. Hier kam er am 3. Juli 1874 zur Welt. Mit Mitte zwanzig gelangte er nach Borken, um 1900 meldete er sich mit seinem Namen und der Berufsangabe „Metzger“ in der Stadt an.

 

Zeichnung/Bild Schlachter

Metzger, Schlachter, Fleischer – alle diese Bezeichnungen beschreiben ein Gewerbe, dass, wie sonst nur noch der Händler, von einer großen Anzahl jüdischer Männer ergriffen wurde.

 

Eine Unterscheidung nach Verarbeitungsweise ist es nicht, die die unterschiedlichen Begriffe hervorbrachte. Vielmehr sind im Norden und Nordwesten Deutschlands die Bezeichnung Schlachter, im Westen Metzger und im Osten Deutschlands Fleischer typisch. Alle Begriffe beschreiben dasselbe Berufsbild: Das Töten, zerteilen und verarbeiten von Tieren.

 

Das Judentum erforderte auch in der Diaspora (s. Teil 1) die Einhaltung der Speisevorschriften (Kaschrut). Dazu gehörte und gehört die Anweisung, kein Blut zu verzehren. Beim Schlachten und Verarbeiten der Tiere musste im Falle eines jüdischen Metzgers darauf geachtet werden, dass kein Blutstropfen in die Wurst gelangte oder im Braten blieb. Auch die Tierwahl unterlag diesen Gesetzen: Der bekannteste Ausschluss gilt dem Schwein. Da in der westfälischen Gegend das Schwein einen hohen Stellenwert für das christliche Umfeld hatte, unterschied der Verzicht auf die Schweineschlachtung einen jüdischen Metzger von seinem christlichen Konkurrenten.

 

Aufnahme Humberghaus

Eine Metzgerei, wie sie heute im Straßenbild der Städte zu sehen ist, hat wenig mit dem Gewerbe in der Zeit bis zum 2. Weltkrieg zu tun. Hygiene, Technik, Ansprüche an Lebensmittel sind nur einige Koordinaten, die die Veränderung des Handwerks mit sich brachten.

 

Simon van Cleeff hatte seine Lehrzeit außerhalb Borkens verbracht. Die Wanderschaft nach der Lehre war üblich, besonders unter jüdischen Metzgern. Typische Bedingungen für die Ausübung des Gewerbes waren:

- keine elektrische Kühlung des Fleisches, stattdessen Haltbarmachung durch Pökeln (=Salzen), schnelles Verarbeiten, Einkochen,

- keine (Kühl-)Theke, wie sie heute verbreitet sind, stattdessen Verarbeitung im Verkaufsraum oder in einer Art Küche

- enger Kontakt zum Viehhändler oder Bauern

 

Viele jüdische Metzger waren deshalb gleichzeitig auch Viehhändler. Simon war es nicht, er schlachtete und wurstete nur. Wahrscheinlich sah sein „Laden“ ähnlich aus, wie auf der Abbildung in Dingden. Die Familie Humberg, die dort ihre Metzgerei betrieb, hatte einen einfachen Raum mit abwaschbaren oder gut zu reinigenden Wänden, einen Flaschenzug, um das getötete Tier hoch zu ziehen und zerteilen zu können, einen Tisch, auf dem die Ware eventuell nachzerteilt und eingepackt wurde. Auf jeden Fall dürfte es nur wenige Tage gedauert haben von der Tötung des Tieres bis zum Verkauf des rohen Fleisches. Alle anderen Teile wurden weiterverarbeitet, wie oben beschrieben. Die Kunden erhielten durch ein Zeichen außen am Laden den Hinweis, dass frisches Fleisch zu kaufen wäre und reagierten entsprechend.

 

Aufnahme Haus van Cleeff

Viele Metzger betrieben ihr Handwerk auch direkt bei den Bauern, dann erübrigte sich ein Verkaufsraum, weil dann die Bezahlung für die Kenntnis des richtigen Tötens und Zerteilens erfolgte. Es gibt keine Hinweise, dass Simon van Cleeff auch bei Hausschlachtungen eingesetzt war.

 

1905 meldete er seine Fleischerei in der damaligen Heilig-Geist-Straße 22 an. Hier wohnte die Familie auch direkt bei dem Geschäft. Über die geschäftlichen Erfolge lässt sich nicht viel sagen. In der kleinen Metzgerei verkaufte er nur koscheres Fleisch. Einige ehemalige Nachbarn erinnern sich an die hohe Qualität der Fleischwaren. Wie viele Nichtjuden zu seinen Kunden zählten, kann man ebenfalls nicht mehr feststellen. Die Einkünfte müssen für eine große Familie mit acht Kindern eher niedrig gewesen sein. Es gab neben dieser jüdischen Metzgerei noch christliche Konkurrenz.

 

Aufnahme Ehefrau Regina

Zu der Verwurzelung mit seiner Borkener Wahlheimat gehörte sicher auch, dass Simons Ehefrau Regina, geb. Rosenbaum, aus Raesfeld stammte. Die sechs Kinder aus der Ehe, (zwei waren schon als Säuglinge gestorben) traten Borkener Vereinen bei, die ganze Familie gehörte zur Nachbarschaft Heilig-Geist-Straße. Sie führten ein unauffälliges Leben. Zunächst schien alles ungetrübt, gut integriert.

 

Die Kinder entwuchsen dem Elternhaus und versuchten bald sich auf eigene Füße zu stellen. Die beiden älteren Söhne Siegfried und Josef erlernten wie ihr Vater das Metzgerhandwerk. Wahrscheinlich war fehlende Rentabilität und möglicherweise auch die zunehmenden Repressionen der Nationalsozialisten Ursache für ein sinkendes Einkommen und ein Abwandern der Kinder. Das Haus der van Cleeffs lag in der Stadtmitte. In der kleinen Stadt mit ca. 8000 Einwohnern wusste jeder, dass dort Juden wohnten. Es muss ein Leben unter einem Brennglas gewesen sein, enge Bebauung und Nachbarn, die gewohnt waren, im Nachbarhaus ein und aus zu gehen.

 

Mitte der 1930er Jahre berichtete ein Zeuge, Simon van Cleeff wäre angegriffen und verprügelt worden. In der Pogromnacht im November 1938 erfuhr das Ehepaar erneut körperliche Gewalt. Nationalsozialisten schlugen auf Simon und seine Frau ein, anschließend brachten sie sie mit Anderen ins Borkener Gefängnis. Simon litt seit Jahren unter einem Kropf am Hals. Eine Schilddrüsenkrankheit war wahrscheinlich die Ursache. Mehrfach hatte er sich Untersuchungen in den umliegenden Universitätskliniken unterziehen müssen. All diese Umstände wurden noch verschlimmert, als man Simon und seine Frau aus Borken wies. Sie suchten Unterschlupf bei Simons Familie in Haselünne.

 

Wahrscheinlich bedurfte seine Krankheit einer Behandlung im Borkener Marienhospital. So kehrte er nach einigen Umzugsanträgen Ende 1939 doch noch nach Borken zurück. Hier verstarb er am 27. November 1939. Er war einer der Letzten, die man auf dem jüdischen Friedhof in Borken beerdigte. Der kurze, eher schnörkellose, Text auf seinem Grabstein ist sicherlich auf diesen Umstand zurückzuführen.

 

Aufnahme Regina in NL

Regina überlebte in einem Versteck die Schreckensherrschaft und starb, umgeben von der Familie ihrer Tochter Martha in den Niederlanden.

 

Tochter Martha kehrte nach 1988 noch einige Male für kurze Besuche in ihre Heimatstadt zurück. Sie traf ihre alten Schulfreundinnen und ließ sich Gram und Trauer über die Verfolgung nicht anmerken. Einige Familienmitglieder der Enkel- und Urenkelgeneration von Simon waren ebenfalls zu Besuch in Borken. Die Gespräche mit ihnen machten deutlich, dass sie es sehr schätzten, dass Borken der verfolgten und ermordeten Juden gedenkt – ein Zweifel, wie ernst es uns damit ist, blieb spürbar.

 

 

 

 

 

6 Ein Rabbiner in Borken – Dr. Max Köhler (5.5.1899, Kassel – 30.11.1987, Jerusalem)

 

BZ 22 Jan 1930

Blumen, feierlich gekleidete Menschen, eine festlich herausgeputzte Synagoge – Borken bot allerhand auf am 16. Januar 1930, als Rabbiner Dr. Max Köhler Einzug in Borken hielt.

„Die Ankunft des Rabbiners Dr. Köhler mit der Eisenbahn in Borken war ein Ereignis, welches auch dem entsprechend gefeiert wurde. Es wurden Fahnen mit den Emblemen der 12 Stämme gemacht. Mit diesen standen wir Kinder Spalier gegenüber dem Haus der Familie Haas, ganz in der Nähe des Bahnhofes. Er wurde im Festzug durch die Stadt in die Synagoge geführt. Da mein jüdischer Name Aharon ben Jehuda ist, durfte ich stolz die Fahne mit dem Löwenzeichen des Stammes Juda tragen.“ So erinnerte sich Albert Heymans an die Ankunft von Rabbiner Dr. Köhler im Januar 1930. (Brief A. Heymans 26. Jun. 1995)

 

Die äußeren Bedingungen verhießen das Beste für den 31-jährigen Mann, der mit vielfältigen Eindrücken aus seiner Frankfurter Gemeinde in die westfälische Provinz kam. Ein Jahr nach seiner Smiche (Autorisierung als Rabbiner) bedeutete es wohl auch die Sicherheit einer Festanstellung, die ihn in das neue Bezirksrabbinat nach Borken führte.

 

Schon in Frankfurt geriet er in die Auseinandersetzung zweier streitender Gruppen: Orthodoxe Talmud-Schule gegen eine eher liberal eingestellte Großgemeinde. In Borken gab es ebenfalls eine Partei in der Gemeinde, die am Althergebrachten festhielten und sich um Lehrer Günzberg scharrten. Sorge bereitete diesen Menschen weniger die religiöse Position von Köhler als vielmehr der in ihren Augen nicht genug durchgesetzte Einfluss der Borkener Gemeinde auf das Bezirksrabbinat, von 1930 – 1934 mit Sitz in Borken.

 

Unter dem Vorsitz von Jonas Haas als Synagogengemeinde brachte sich Borken mit einem beträchtlichen Aufwand (auch finanzieller Art) für die Einrichtung als Bezirksrabbinat und Sitz des Rabbiners ein. Haas und die Gemeinden versprachen sich davon sowohl Einfluss auf die geistlichen Gemeinden in der Nachbarschaft als auch auf die politische Gemeinde in der Stadt. Köhler legte seine Aufgaben aber anders aus und besuchte z. B. die angeschlossenen Religionsgemeinschaften öfter, als es die Borkener erwartet hatten.

 

Haus Rabbi Köhler

Die Zusammenarbeit über Konfessionsgrenzen schien da oftmals leichter gefallen zu sein, als innerhalb der Jüdischen Gemeinde. Dr. Köhler besaß gute Kontakte zu den Vertretern der katholischen und der evangelischen Konfession. So nahm er an der Beisetzung eines katholischen Geistlichen in Borken teil. Es könnte sich um die Beerdigung des Kanonikus Friedrich Börsting gehandelt haben, der 1931 starb. Auch der evangelische Geistliche aus Gemen, Echternkamp, erhielt eine Einladung zur Beerdigung. Er sprach sich mit Dr. Köhler ab, dass beide am Gottesdienst in der Kirche nicht teilnahmen, sondern nur an der Beisetzung auf dem Friedhof.

Mit Propst Sievert kam es zu einem sehr engen Austausch. Zeitzeugen konnten sich an wöchentliche Besuche in der Köhlerschen Wohnung in der Mühlenstraße erinnern.

 

Bild Rabbi Köhler

Mit einzelnen Gemeindemitgliedern in Borken gab es persönliche Differenzen und Animositäten, aber man darf annehmen, dass diese in den zunehmend schwieriger werdenden Zeiten schwanden.

 

Dr. Köhler erinnerte sich in seinen Lebenserinnerungen, dass die NSDAP zunächst sehr schlechte Ergebnisse in Borken erhielt und führte das auf den großen Einfluss der katholischen Kirche zurück. Bis zu seinem Wegzug 1934 erlebte er aber schon erste Versuche der Einflussnahme. Ein Gestapo-Mann kam zu ihm und verlangte einen Sitz ganz hinten in der Synagoge, damit er die Gottesdienste kontrollieren könne, ohne gesehen zu werden. Daraufhin verabredete Köhler, dass jemand ein Gebetbuch vor den Omed (Vorlesepult) legen sollte, wann immer der Spitzel erscheinen sollte, damit er sich entsprechend verhalten könnte.

 

Bild Synagoge innen

In privater Hinsicht war die Stadt Borken der Ort seiner Familiengründung. Seine Frau Anna, geb. Salomon übersiedelte nach der Heirat Ende Oktober 1930 nach Borken. Die älteste Tochter Ruth Helene kam hier am 18.9.1931 auf die Welt, ein Jahr später die zweite Tochter Rosel am 20.12.1932.

 

Die vier Jahre in Borken endeten am 2. Mai 1934. Max Köhler hielt seine Abschiedspredigt in Gemen und danach zog die Familie nach Schweinfurt.

 

Schon der Urgroßvater Meier Lebrecht hatte das Amt des Rabbiners in Schweinfurt ausgeübt und das mag seine Entscheidung zu Gunsten der Gemeinde beeinflusst haben. Sein Urgroßvater wird beschrieben als ein Vertreter der religiösen Mitte, der z. B. eine Orgel in der Synagoge einführte. Dr. Max Köhler gehörte einer strengeren religiösen Richtung an. Einige Entscheidungen seines Urgroßvaters hob er auf.

 

Bild Familie Köhler

1937 verstarb in Schweinfurt Anna Köhler bei der Geburt des dritten Kindes. Möglicherweise heiratete er erneut, denn Max Köhler erinnerte sich in seinen Memoiren, dass sich in der Pogromnacht 1938 zeigte, zu welchem Mut Menschen in besonderer Lage fähig sind. Dass man die Schweinfurter Synagoge nicht anzündete, ist dem couragierten Eingreifen von Frau Köhler zu verdanken, wahrscheinlich der zweiten Ehefrau. Sie stellte sich den Nazi-Schergen in den Weg und verhinderte die Brandlegung.

In der Wohnung der Familie wüteten aber die entfesselten Männer und man verschonte nur die Kindersachen.

 

Kurz danach verhaftete man Köhler, wie viele Schweinfurter Juden. Nach einer Woche im Gefängnis kam er danach für drei Wochen ins KZ Dachau. Für das Ansehen, dass sich der Rabbiner in seiner Gemeinde erworben hat, spricht, dass sie auf seinen Beistand und seine Fürsprache hofften, sollte er zuerst aus dem Gefängnis kommen.

Bei der Ankunft in Dachau rasierte man ihnen die Bärte und nahm ihnen die Gebetsschnüre, die Tefillin ab. Köhler musste dann die in den Kapseln der Schnüre enthaltene Gebet „Schma’ Israel“ öffentlich übersetzen, woraufhin die SS-Männer alles als Lüge bezeichneten.

 

Die Häftlinge lebten in Baracken auf Pritschen. Dr. Köhlers Leidensgenossen kamen aus Wien. Einer von diesen zündete sich am Schabbes eine Zigarette an. Dr. Köhler fragte ihn, ob er dies auch vor Dachau schon getan hätte. Der Mann antwortete ihm: Niemals. Daraufhin fragte Köhler ihn, warum er das tue, und der Mann antwortete, dass es keinen Gott geben könnte, wenn er soviel Unrecht zulasse. Da fragte Dr. Köhler ihn: „Wollen Sie ewig hier bleiben? Auf wen hoffen Sie eigentlich, der Sie hier herausbringen könnte? Der SS-Mann da drüben?“ Da machte der Mann die Zigarette aus.

 

Durch englische Fürsprecher konnte Dr. Köhler am 10.12.1938 Dachau verlassen. Zunächst galt das Visum nur für ihn und seine beiden Töchter. Er wollte aber Deutschland nicht ohne seine Frau verlassen und schließlich gelang es ihm, ein Visum für alle zu erhalten.

 

Im Februar 1939 verließ Dr. Max Köhler mit seiner Frau und den beiden Kindern Deutschland. Sie bestiegen ein Flugzeug, dass sie nach London brachte.

 

Nach Jahren in England ging Dr. Köhler nach Israel, wo er am 30. November 1987 starb.

 

Quelle: Lebenserinnerungen Dr. Köhler, Schweinfurt, nicht veröffentlichtes Manuskript

 

 

 

 

 

 

 

 

 

7 Leben mit den Ausgrenzungen Helga Heymans (13.3.1926 – 3.9.1943, Sobibor) – Der Text ist ein Auszug aus der Facharbeit am Gymnasium Remigianum von Kirsten Remmen, Borken 2004

 

Anzeige Heymans

Helga Heymans wurde am 13.3.1926 als drittes Kind, von Lion und Martha Heymans geboren. Lion kam ursprünglich aus den Niederlanden und war ein konservativer Jude. Seine Frau Martha Heymans, geb. Linz, stammte aus einer wohlhabenden liberalen Kölner Familie. Die beiden heirateten aus Liebe, was zu der Zeit unter Juden ungewöhnlich war, dennes wurden oft Ehen von den Eltern abgesprochen und geplant.

 

Helga hatte noch zwei ältere Geschwister, Ilse und Albert, und eine jüngere Schwester Rosel. 1928 zog sie mit ihren Eltern und Geschwistern in die Mühlenstraße 13. In diesem Haus befand sich sowohl die Wohnung der Familie als auch das Textil-Kaufhaus von Lion Heymans. Sie waren wohlhabend und konnten das Haus modern ausbauen und einrichten.

 

Aufnahme Haus Heymans

Bis 1938 lebten die Heymans‘ in Borken, danach zogen die Eltern nach Groenlo, hier war Lion geboren und aufgewachsen. Rosel blieb als einziges Kind bei ihren Eltern. Albert besuchte zuerst noch eine Schule in Winterswijk, später hatte er verschiedene Lehrstellen und Jobs in den Niederlanden. Ilse ging nach Amsterdam. Helga kam in ein Versteck, zuerst in einem kleinen Ort, später dann in Enschede. Dort wurde sie aber verraten und kam in das Zwischenlager Westerbork. Von dort aus brachte man sie am 31. August 1943 in den Osten. Sie wurde am 3. September 1943 in Sobibor umgebracht. Auch ihre Eltern überlebten nicht. Ihr Vater wurde im Oktober 1941 in Mauthausen umgebracht, ihre Mutter war seit September 1943 in Ausschwitz. Sie starb kurz vor Ende des Krieges an Krankheit und Erschöpfung. Die drei Geschwister, Ilse, Albert und Rosel überlebten wie durch ein Wunder.

 

Schüler jüdische Volksschule 1929/30

Die ersten Jahre in Helgas Leben waren ziemlich frei von Sorgen und Problemen. Sie wuchs in einem behüteten Elternhaus auf. Die Eltern und besonders ihr Vater lebten nach den jüdischen Vorschriften. Ihre Mutter war eine moderne Frau und ließ ihre Kinder sogar Schwimmunterricht nehmen. Mit sechs Jahren ging Helga wie ihre Geschwister in die jüdische Schule. Doch ihre besten Freundinnen hatte sie in der Nachbarschaft, Doris und Gerda Meister. Ihre Geschwister Ilse und Albert waren schon zu alt, um ihre Spielgefährten zu sein. Ilse war fast sieben und Albert mehr als vier Jahre älter als Helga.

 

Helga war ein hübsches Mädchen, das sehr fröhlich und aufgeschlossen war. In ihrer Freizeit bekam sie Klavierunterricht. Eines ihrer Lieblingslieder war „Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit...“. Sie sang leidenschaftlich gerne mit lauter Stimme und begleitete ihren Gesang auf dem Klavier. Es fiel ihr nicht leicht, immer den richtigen Ton zu treffen. Sie hatte auch keine besonders schöne Stimme. Doch beides konnte sie aber nicht davon abhalten, weiter zu singen. Abends ging sie immer auffallend früh ins Bett. Sie litt an einer chronischen Krankheit, sie hatte Wasser im Knie.

 

Foto Boykott

Es ist nicht überliefert, welche Gefühle und Ängste die antisemitischen Gesetze der Nazis und ihr Terror gegen die Juden zwischen 1933 und 1938 bei Helga auslösten. Doch es ist leicht vorstellbar, wie Helga sich gefühlt hat, als nach dem 1. April 1933 SA-Männer vor der Tür des elterlichen Geschäfts standen und Schilder trugen mit der Aufschrift „Kauft nicht bei Juden“. Damals war sie sechs Jahre alt.

 

Aufnahme Park

Es gibt ein Foto auf dem Helga mit ihren Geschwistern auf einem Zaun im Park sitzt. Dieses Foto wurde ca. 1935 aufgenommen. Zu dieser Zeit wurde das Sitzen auf Parkbänken für Juden verboten. Es kann nur ein Zufall sein, dass die Kinder auf dem Zaun sitzen, doch es ist auch möglich, dass Helga und ihre Geschwister dieses Foto nicht auf einer Bank hätten machen können, weil es für sie verboten war.

 

Ab dem 11. Juli 1937, damals war Helga gerade elf Jahre alt, war es Juden auch untersagt an öffentlichen Plätzen baden und schwimmen zu gehen. Dieses muss auch schwer verständlich für sie gewesen sein, denn wie wir wissen, hat sie eine gute Schwimmausbildung bekommen.

 

Durch die immer schlechter werdende Situation der Juden in Borken konnte Helga die Schule nicht abschließen. So wurde auch nicht über eine berufliche Zukunft für sie gesprochen. Sie beendete die Schule wohl während des 5ten oder 6ten Schuljahrs.

 

Foto Lion und Martha

Die Familie hatte die Pogromnacht durch das selbstbewusste Auftreten der Mutter ziemlich unbeschadet überstanden. Sie hatte den SA-Männern, nachdem diese die Tür eingetreten hatten, das eiserne Kreuz ihres Bruders Albert, der im ersten Weltkrieg gefallen war, entgegengehalten. Dabei schrie sie den Text, der auf der Urkunde stand „Der Dank des Vaterlandes ist Ihnen versichert!“ Danach sagte sie noch „Ist dies der Dank?“ Nachdem sie auch noch ihren niederländischen Pass gezeigt hatte, verzogen sich die Nazis.

 

Lion Heymans befand sich zu dieser Zeit bereits in Holland. Dort lebte er schon seit Oktober 1938, nachdem die Nazis ihm an der niederländischen Grenze Diebstahl und Flucht vorgeworfen hatten. Doch er wollte lediglich seine Verwandten besuchen und hatte Sparbücher der Kinder dabei.

 

Aufnahme mit Mannie Mendels, Alberts Buch S. 46

Da die Mutter nach der Pogromnacht erkannte, dass es zu gefährlich in Deutschland wurde, verließ sie mit den jüngsten Kindern Borken. Helga kam nun in ihr erstes Versteck. Damals war sie 12 Jahre alt und wurde schon von ihrer Familie getrennt. Ihr Versteck war in Eibergen, einem kleinen Ort in Holland, der nur ein paar Kilometer nördlich von Groenlo liegt, wo ihre Eltern waren. Dort lernte die kontaktfreudige Helga schnell Freunde kennen und auch ihren späteren Verlobten Mannie Mendels. Sie hat sich schon mit vierzehn oder fünfzehn Jahren verlobt, das ist sehr früh. Es war wohl eine Reaktion auf das Zerfallen der Familie Heymans. Es war schwierig, den Kontakt zueinander aufrecht zuhalten. Durch die Verlobung mit Mannie Mendels hatte sie sich eine eigene kleine Familie in Eibergen geschaffen.

 

Die beiden kamen dann später nach Ausbruch des Krieges in ein Versteck in Enschede. Dort waren sie zusammen. Auch ihr Bruder Albert kam sie manchmal besuchen, der eine andere Identität angenommen hatte und als Knecht auf einem Bauernhof arbeitete. Doch in diesem Versteck waren sie nicht sicher, sie wurden verraten. Ihr Versteck war im Obergeschoss des Hauses. Eines Abends hörten sie fremde Schritte die Treppe hochkommen. Sie wussten, dass es SA-Männer waren. Mannie hatte die Idee, dass er und Helga durch das Fenster flüchten könnten, doch Helga hatte Angst aus dem ersten Stock zu springen. Sie wollte nicht. Mannie ist dann ohne sie gesprungen und konnte entkommen. Helga wurde von den Nazis mitgenommen und ins Lager Westerbork gebracht.

 

Aufnahme Helga Heymans

Ein paar Tage später wollte ihr Bruder Albert sie wieder einmal besuchen, doch sie war nicht da. Er konnte sich niemanden anvertrauen, außer seiner Schwester Ilse, die auch mit einer neuen Identität lebte und auf dem gleichen Hof arbeitete wie Albert. Natürlich wusste der Bauer nichts von ihrer wahren Herkunft, und er durfte es nicht erfahren. Also sagt Albert zu Ilse: „Ich war heute in Enschede und habe jemanden besuchen wollen, doch der war wohl verreist.“ Ilse wusste sofort Bescheid, dass Helga nicht mehr im Versteck war. Es war ein großer Schock für beide.

 

Das Lager Westerbork war nur ein Sammellager. Von dort wurden die Menschen in die Konzentrationslager im Osten gebracht. Dort war Helga nun für einige Zeit. Sie besuchte einmal die Verlobte ihres Bruders Ini Gans, die erkrankt war und in einer Krankenhausbaracke lag. Es ist auch gut möglich, dass Helga ihre Mutter und ihre Tante im Lager getroffen hat, denn die waren etwa zur gleichen Zeit dort, hierüber kann man nur Vermutungen anstellen.

 

Nach ihrem 17. Geburtstag am 31. August 1943 wurde Helga dann in den Osten gebracht. Aus dem fahrenden Zug warf sie eine Postkarte, die an die Nachbarin ihrer Eltern in Groenlo adressiert war. Sie schreibt, dass sie nicht weiß, wohin sie gebracht wird, und dass sie nicht viel zu schreiben hat, aber dass sie herzliche Grüße an alle sendet. Diese Karte wurde von einer Frau gefunden und auch abgeschickt. Sie hatte Mitleid mit den Menschen in den Viehwaggons.

 

Helga wurde dann nach Sobibor gebracht, wo sie am 3. September 1943 umgebracht wurde.

 

Quellen:

Albert Heymans, Ein Jude ohne Stern, Bredevoort und Vreden, November 2003

 

 

 

 

 

 

 

8 Leben im schwierigen Umfeld - Paltyl Royt (Rojt) (13.3.1907, Janawa Polen - ?)

Foto Synagoge

Als Schammes bezeichnet man im Hebräischen einen Synagogen-Diener, umgangssprachlich auch manchmal einen Laufburschen. In Borken suchte man einen Diener für die Synagogengemeinde und so zog am 11. Februar 1930 Paltyl Royt mit seiner Ehefrau Johanna, geb. Eisenberg von Berlin kommend nach Borken.

 

Der Synagogendienst in dieser Zeit bedeutete Reinigung, Heizung und Instandhaltung der Synagoge sowie der dazugehörigen Einrichtungen (Schule und Mikwe). Auf der untersten Einkommensstufe stehend, bescherte es den so Beschäftigten auch die niedrigsten Arbeiten. Die Wohnung, die das Ehepaar bezog, lag am Nonnenplatz 3, in oder nahe der Synagoge, von der die Hausnummer heute nicht mehr bekannt ist.

 

Bild Tevje Anatevka

Paltyls Geburtsstadt lag im heutigen Polen. Von den Lebensumständen für Juden um die Jahrhundertwende erscheinen sofort Bilder vor unseren Augen, die mit dem Milchmann Tevje im Musical Anatevka einen typischen Protagonisten haben und deren Lebensumstände Scholem Alejchem in seinen Büchern beschrieb.

 

Armut, Kinderreichtum, Aussichtslosigkeit, alles Faktoren, die Menschen wie Paltyl aus der Heimat, fort von der Familie, ins Unbekannte trieben. Wie er nach Berlin gelangte, was ihm dort widerfuhr? Alles unbekannt, es liegt im Bereich der Spekulationen. Genau wie die Gründe, warum er ausgerechnet nach Borken gelangte. Der Unterschied zur Metropole Berlin muss 1930 enorm gewesen sein, möglicherweise stellte die Kleinstadt Borken eine Sicherheit und Übersichtlichkeit dazu im Kontrast dar.

 

Vakanzenliste Lehrer Suche Israel. Scanns

Die Synagogengemeinde Borken schrieb Stellen wie die des Synagogendieners sowohl in jüdischen wie auch in allgemeinen Zeitungen aus. Möglicherweise erfuhr der da Mitte zwanzig Jährige Paltyl so von der Vakanz.

 

Er brachte seine Ehefrau Johanna mit, die wie er aus Polen (Stenschwewo) stammte. Vermutlich hatte das Ehepaar kurz vorher geheiratet, alle sechs Kinder des Paares kamen in Borken zur Welt.

 

Fast gleichzeitig mit Palytl Royt traf ein anderer Mann aus Osteuropa in Borken ein: Jehuda Locker, aus Solotwina, Polen, ebenfalls mit Ehefrau. Locker übernahm das Amt des jüdischen Lehrers.

 

Bild Ostjude

Im allgemeinen Sprachgebrauch zu Beginn des 20 Jh. bezeichnete man Juden aus Osteuropa als Polacken, Ostjuden, die Westjuden dagegen als Jeckes. Da die Nationalsozialisten die Begriffe negativ gebrauchten, hat sich heute das Begriffspaar Aschkenasim und Sephardim eingebürgert. Es bedeutet mehr als eine unterschiedliche regionale Herkunft, auch die religiöse und soziokulturelle Ausprägung wichen sehr stark voneinander ab. Im Falle von Paltyl Royt und Borken prallten gewissermaßen Welten aufeinander.

 

Im konservativen, etwas rückständigen Borken der 30er Jahre fiel der neue Synagogendiener auf, wie sich Zeitzeugen erinnern. Er trug einen Bart, ob im Stil der „Ostjuden“ ist unbekannt. Auf jeden Fall erinnerte sich der Zeuge, dass Bart- und Haupthaar unterschiedlich blond- und rothaarig gewesen waren.

 

Der Rabbiner Dr. Köhler, der ungefähr zeitgleich mit dem neuen Diener seine Tätigkeit in Borken begann, schildert in seinen Erinnerungen, welche Schwierigkeiten das junge Paar Locker in Borken hatte. An der Feier anlässlich der Geburtsfeier der ältesten Tochter nahmen Verwandte teil, die in Kleidung und Auftreten auffielen und für die sich das Paar etwas schämte, so dass sie nicht die Vertreter der Synagogengemeinde dazu laden wollten, Dr. Köhler blieb der einzige Abgesandte der Borkener Juden.

 

Bild vom Schächten

Eine kleine Nebeneinkunft bescherte dem Synagogendiener das Handwerk des Schächtens. Das Tier wird mit einem speziellen Messer mit einem einzigen großen Schnitt quer durch die Halsunterseite getötet. Dabei durchtrennt man die großen Blutgefäße, sowie die Luft- und Speiseröhre. Wichtig ist das rückstandslose Ausbluten des Tieres, denn der Verzehr von Blut ist im Judentum untersagt.

 

Da in Borken ein jüdischer Metzger lebte und arbeitete, rief man den Schammes wahrscheinlich für kleinere Tiere, wie Huhn und Schaf.

 

Butterfass

Am 1. Juni 1937 meldete Paltyl einen Vertrieb von Butter und einen Handel mit Geflügel an. Es kam auf jede Möglichkeit zur Verbesserung der finanziellen Situation an, denn mittlerweile war das fünfte Kind Rachel (geb. 25.3.1937) auf der Welt.

 

Der Gemeinde war die prekäre Situation des Dieners nicht verborgen geblieben. Zeugen erinnern sich, dass einige Familien die Royts mit Lebensmitteln und anderen Gaben unterstützten.

 

Zerstörte Synagoge?

Eine ernste Bedrohung an Leib und Leben erfuhr die mittlerweile auf sieben Personen angewachsene Familie in der Pogromnacht November 1938. Die Synagoge war bevorzugtes Ziel der Täter und Vandalen, sie hielten sich auch bei der Wohnung der Royts in nächster Nachbarschaft nicht zurück.

 

Augenzeugen berichteten später, die Fensterscheiben seien alle eingeschlagen worden. Inmitten ihrer verwüsteten Wohnung, inmitten ihres zerstörten Lebens stand Johanna Royt mit mehreren kleinen Kindern auf dem Arm.

 

Das Meldebuch der Stadt Borken vermerkt zynisch für die ganze Familie am 20. Juli 1939 den Fortzug ins Ausland. Es handelt sich hier sicherlich um eine fehlerhafte Eintragung, die nur der Verschleierung dienen sollte, denn der jüngste Sohn Mardochai Isaak wird noch am 2.10.1939 in Borken geboren. Der genaue Weg des Martyriums dieser Familie liegt im Dunkeln, wie so vieles an dieser Geschichte.

 

Fakt ist, dass Mardochai Isaak und seine Geschwister Benno und Rachel sowie seine Mutter in den Konzentrationslagern ermordet wurden. Über das Schicksal der anderen Kinder Hilda, Frieda und Lea sowie des Vaters ist nichts bekannt, sie finden sich nicht auf den Shoah-Listen.

 

Manfred Gans meinte sich zu erinnern, Paltyl Royt mal in London begegnet zu sein – möglicherweise.

 

 

 

 

 

 

 

 

9 Mutige Frau: Hete Jonas und der Thorawimpel (29.8.1897, Borken– 8.12.1980, Fort Dodge, Iowa, USA)

 

Abbildung Gefängnisseite

Der Morgen schien ruhig, merkwürdig ruhig, nach den Ausschreitungen der Nacht. Die Novemberkälte machte alles klamm und düster, als Hedwig Jonas, geb. Gans, sich auf den Weg zum Gefängnis machte, das an der Raesfelder Straße in Borken lag. An diesem Morgen brachten nur wenige Menschen den Mut auf, sich außerhalb der schützenden Häuser aufzuhalten – zu viel war in der Nacht geschehen. Hedwig, genannt Hete, wies diesen Mut auf. Es galt, ihren Mann zu besuchen, den die Nazi-Schergen in der Pogromnacht inhaftiert und mit weiteren jüdischen Bürgern im Gefängnis festhielten.

 

Der Weg führte eigentlich von ihrem Haus an der Bocholter Straße herunter Richtung Stadtmitte, dann musste sie rechts abbiegen und der Straße folgen bis zum Gefängnis. Hetes Weg führte sie aber zunächst ein Stück weiter Richtung Stadtmitte. Hier lag an der Brinkstraße rechts das Büro ihres Mannes, gegenüber davon bog sie links ab, Richtung Nonnenplatz, wo die Synagoge lag. Rauch kam aus dem Gebäude, aber es stand noch, denn die nahen Wohnhäuser der christlichen Nachbarn boten Schutz vor einer kompletten Zerstörung. Die Fenster der Synagoge und die Eingangstür waren zerstört, innen konnte man die Demolierung erkennen, das muss ihr vorsichtiger Blick ihr verraten haben. Sie sah kohlende Ritualgegenstände und Schutt. Irgendwo im Umkreis dieses Ortes fand sie dann etwas, was sie aufhob und in ihrer Rocktasche zunächst verbarg und mit nach Hause nahm: Der Thorawimpel ihres Erstgeborenen Herbert.

 

Pass Leo Jonas

1924 heiratete Hedwig Gans den acht Jahre älteren Leo Jonas. Fast genau auf den Tag zwölf Monate später kam Herbert, der Älteste zur Welt, drei Jahre später der zweite Sohn Karl Richard.

 

Leo Jonas absolvierte zunächst eine Lehre als Metzger in Gemen und machte sich dann mit einem Textilhandel selbstständig. Im Büro beschäftigte er eine christliche Schreibkraft, teilweise unterstützt von Hedwig. Leo ging häufig auf Reisen, vor allem in die Niederlande wo er, unterstützt durch familiäre Beziehungen gute Kontakte zu den dortigen Händlern pflegte.

 

Hedwig stammte aus der Händlerfamilie Gans. In der großen Familie lebten zehn Kinder, davon fünf Töchter. Ihre Mutter Amalie trat als eine zupackende, energische Frau auf, Hedwig muss einiges von ihrem Verhalten geerbt haben.

 

In der Pogromnacht kehrte ihr Mann von seiner Geschäftsreise spät zurück, ihr Sohn Karl lag schon im Bett, er hatte über Tag mit dem Freund und Cousin Theo gespielt. Der 13-jährige Herbert lebte seit kurzem nicht mehr zu Hause. Er besuchte das jüdische Gymnasium in Köln und kehrte erst einen Tag später nach Borken zurück.

In dem Kinderzimmer an der Bocholter Straße weckten die Schreie und die beängstigenden Geräusche die beiden Jungen. Mutig stellte sich Hedwig den Männern in den Weg, die in ihre Wohnung wollten. Ihren Mann nahmen die Nationalsozialisten fest, als er von seiner Geschäftsreise nach Borken zurückkehrte.

 

Foto Hedwig mit Söhnen

Hedwigs Mut beruhte sicher auch auf der Tatsache, dass die Familie sehr gut zusammenhielt. Ihr Bruder Moritz wohnte mit seiner Familie schräg gegenüber in einem Eigenheim, die drei Söhne von Moritz und die Söhne von Hedwig verstanden sich gut. Die Geschäfte des Ehemannes Leo liefen gut, aber die politische Situation gab Anlass zur Sorge, wie sich Herbert Jonas erinnerte.

 

In der Schule spürten die jüdischen Kinder, wie Lehrer und Schüler sie angriffen und ausgrenzten. So lag es nahe, Herbert, den Ältesten, nach Köln zu schicken. Hier gab es ein jüdisches Gymnasium, die weitblickenden Eltern Leo und Hete setzten auf eine qualifizierte Ausbildung.

 

Flüchtlingskarte Herbert Jonas

Leo Jonas blieb nach seiner Inhaftierung bis zum 17 November im Borkener Gefängnis. Die beiden Söhne Herbert und Karl Richard konnten kurz nach der Pogromnacht von einem in Arnheim lebenden Vetter abgeholt und in die Niederlande zu Familienangehörigen verbracht werden.

 

Leos Internierung dauerte bis Herbst 1939. Vom Borkener Gefängnis ging es nach Reuver, in die Nähe von Roermond, Niederlande. Hier gab es bis September 1939 ein Auffanglager für jüdische Flüchtlinge. Eigentlich sollte es für die Inhaftierten in Borken einen Transport in ein deutsches Konzentrationslager geben, aber Moritz Gans erreichte die Überstellung der Borkener Inhaftierten in die Niederlande. Hedwig blieb bis Anfang 1939 allein an der Bocholter Straße zurück mit der Absicht, alles abzuwickeln. Sie besaß Kontakte zu den christlichen Nachbarn und zu den wenigen Juden, die zu diesem Zeitpunkt noch in Borken lebten. Der größte Teil ihrer Familie sowie der ihres Mannes suchten die (vermeintliche) Sicherheit in den nahen Niederlanden.

 

Thorawimpel

Anfang März 1940 konnte die Familie Jonas in die USA fliehen. Das Schiff Westernland brachte sie von Rotterdam über Antwerpen nach New York. Leos Schwester Thekla mit ihrer Familie sowie die Angehörigen von Hedwig, ihre älteste Schwester Bertha de Leeuw, bürgten für die Neuankömmlinge.

 

Vater Leo verstarb schon 1944 in New York. Hedwig, nun auf sich gestellt in einem fremden Land, musste für sich und ihre zwei Söhne sorgen. Wieder konnte sie sich auf die Unterstützung der Familie verlassen.

 

Eine Erinnerung an die Borkener Synagoge begleitete sie: Den Thorawimpel, den sie 1938 eingesteckt hatte.

 

Ein Thorawimpel ist ein langes Stoffband, bestickt oder bemalt mit einem jüdischen Segensspruch. Die Inschrift auf diesem lautet: Jona, Sohn des Elieser, wurde zum Glück geboren am 13. Tevet 685 nach der kleinen Zählung. Der Ewige möge ihn heranwachsen lassen zur Thora, zur Ehe und zu guten Taten. Amen. Sela. Herbert Jonas geb. 9. Jan. 1925.

 

Dieses Stoffband ist das einzige, was aus der Borkener Synagoge gerettet werden konnte. Einige Jahre hing es im Borkener Museum, kehrte aber Anfang 2005 auf Wunsch der Familie kurz vor dem Tod von Herbert Jonas in die USA zurück.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

10 Zusammengepfercht – die Silberschmidts in Borken

Rosa Silberschmidt, geb. Abel (11.7.1882 Geseke – ??)

 

Bild Haus Gans Johanniterstr.

Sich nicht mehr vor die Tür trauen, mit Unbekannten bzw. kaum bekannten Menschen auf wenigen Quadratmeter zusammengepfercht sein, seines Eigentums beraubt, unruhig, ob Hilfe kommt und wenn noch rechtzeitig? – Diese Gedankenfetzen durchlebten sicher alle Menschen, die 1942 in dem Haus von Amalie Gans in der Johanniterstraße lebten. Die Einweisung in dieses Haus zeigte die Macht der Nationalsozialisten, aber auch, dass nur noch wenige Juden in den Orten lebten, die anderen konnten fliehen oder sie befanden sich schon in den Todeslagern. Amalie Gans starb August 1938, das Erbe des Hauses fiel an eine Tochter die aber ihr Erbe gegen die Nationalsozialsten nicht durchsetzen konnte.

 

Hier lebten nun im Mai 1942 Rosa Silberschmidt, die Schwestern Betty und Grete Feith sowie deren Mutter Johanna, geb. Isaac, wahrscheinlich auch Selma Stern, geb. Metzger – die letzten Juden in Borken.

 

Junge und gesunde Menschen suchten schon früher das Heil in der Flucht. Die Eltern ließen die Kinder mit Sorge ziehen, sie ängstigten sich, sie nie wieder zu sehen. So verließ auch Fritz Silberschmidt 1937 mit einem Motorrad den Heimatort Groß-Reken und floh über die holländische Grenze. Sein Vater, Samuel Silberschmidt, konnte ihn zur Ausreise in die Niederlande überreden. Auf seiner Flucht konnte Fritz nur das mitnehmen, was er am Leibe trug. Einige Freunde hatten dem Vater geraten, den Sohn auswandern zu lassen. Fritz gelangte über die Niederlande nach Argentinien, später siedelte er in Israel.

 

Foto Julia Wolff

Fritz Silberschmidts Eltern, Samuel und Rosa, geborene Abel, wohnten nach der Flucht des Sohnes zunächst weiterhin in Groß-Reken und erlebten dort im November 1938 die Pogromnacht. Danach mussten sie das Haus weit unter Wert verkaufen und zogen erst nach Gescher und von dort weiter nach Gemen zu ihrer Tochter Julia Wolff. Julias Mann war aber in der Pogromnacht inhaftiert worden, so dass auch diesem Familienteil die Flucht in die Niederlande der sicherere Weg schien. Das Ehepaar Samuel und Rosa Silberschmidt (geboren 1882 und 1887) lebten nun allein in Deutschland ohne Verwandte vom Geld, dass die ihnen Familienangehörigen zusandten in einem Haus in Borken, Butenstadt 4, wahrscheinlich das Haus der Familie Cohen. Hier setzte man in einem ersten Schritt die Juden fest, die keine Möglichkeit zur Ausreise mehr hatten.

 

Foto Rosa Abel

Samuel und Rosa versuchten mit allen Mitteln ebenfalls nach Argentinien auszuwandern. 1941 gelang es Fritz für die Eltern eine Einreisebewilligung zu erhalten. Samuel und Rosa kamen mit dem wenigen Besitz, den man ihnen noch zugestand, und zehn Mark in der Tasche im Oktober 1941 in Berlin an, wo man einen letzten Transport mit Ausreisewilligen Richtung Argentinien zusammenstellte. Der Zug fuhr mit verschlossenen Wagen von Berlin nach Lissabon. Einen Tag vor der Abreise in Berlin – am 22. Oktober 1941 – kam ein neues Gesetz heraus, dass nur noch Juden über sechzig die Auswanderung erlaubte. Rosa Silberschmidt durfte den Zug nicht besteigen, es fehlten ihr vier Monate an der Altersgrenze. Ihr Mann sah sie hier zum letzten Mal, beide wussten, dass, wenn er auch umkehren würde, es für sie beide den sicheren Tod bedeuten würde. Rosa kehrte nunmehr Anfang November 1941 nach Borken zurück. Als völlig mittellose Frau half die Familie Stern ihr, so gut es ging, bis man auch diese mitleidigen Menschen deportierte. Am 1. Mai 1942 vermerkt die Meldeliste der Stadt Borken den Umzug von Rosa in die Johanniterstraße, eben jenes Haus, dessen Bild man oben sieht.

 

Von der einst über 150 Menschen starken jüdischen Gemeinde überlebten nur wenige. Rosas Spur verliert sich hier. Wahrscheinlich ist sie mit einem der letzten Transporte in die Todeslager gebracht worden.

 

Foto Samuel Silberschmidt

Ihrem Mann Samuel Silberschmidt gelangte die Auswanderung nach Argentinien. Er fand völlig aufgewühlt und verstört von den Erlebnissen seinen Sohn Fritz wieder und lebte fortan in der Familie von Fritz und dessen Frau Hilde. Er starb am 8. Juli 1973 in Israel.

 

 

Familie Wilhelm Cohen und Juliana, geb. Friesem und Elisabeth, geb. Friesem

 

Wilhelm Cohen (2.3.1882 Weseke – 1.7.1944 Auschwitz, PL) und Juliana, geb. Friesem (16.8.1886 Burgbrohl – 2.1.1916 Weseke)

Alfred Abraham Cohen (13.7.1910 Weseke –

7.1.1943 Auschwitz Birkenau, PL)

verheiratet mit Else geb. Sommerfeld (15.3.1913

Krojanke, Westpreußen – Okt. 1942

Auschwitz, PL)

Keine Kinder

Ruth Clara Cohen (15.9.1911 Weseke – 20.03.1943

Sobibor, PL) verheiratet mit

Karel Cozijn (12.7.1911 Amsterdam, NL – 20.3.1943

Sobibor, PL)

Juliana Cozijn (8.6.1937 Weseke – 20.3.1943

Sobibor, PL)

Mischa Cozijn (12.3.1940 Apeldoorn, NL –

20.3.1943 Sobibor, PL)

Willy Cozijn (24.3.1932 Weseke – 20.3.1943

Sobibor, PL)

Hermann Cohen (30.11.1913 Weseke – 11.3.1988

Pennsylvania, USA)

Elfriede Cohen (20.12.1915 Weseke – 10.9.1943

Auschwitz, PL) verheiratet mit

Juda Vintura (21.9.1914 Amsterdam, NL –

21.3.1944 Auschwitz, PL)

Joan Vintura (7.12.1939 Amsterdam, NL –

10.9.1943 Auschwitz, PL)

Boris Vintura (30.1.1943 – 10.9.1943

Auschwitz, PL)

2. Ehe: Wilhelm Cohen und Elisabeth, geb. Friesem

Wilhelm Cohen (2.32.1882 Weseke – 1.7.1944 Auschwitz, PL) und

Elisabeth, geb. Friesem (13.6.1892 Burgbrohl – 6.7.1944 Auschwitz, PL)

Irmgard Cohen (28.8.1918 Burgbrohl – 8.10.1944

Auschwitz, PL) verheiratet mit

Jakobus Pekel (7.9.1918 Amsterdam – 28.2.1945

Osteuropa)

Marianne Pekel (5.9.1939 Westerbork, NL –

8.10.1944 Auschwitz, PL)

Lotti Cohen (31.1.1920 Weseke – 1976

Pennsylvania, USA) verheiratet mit

Ernest Salus (20.9.1918 – 5.7.1994 Silver Spring,

USA)

Zwei Töchter, ein Sohn

Juliane Cohen (9.3.1923 Gemen – Stutthof)

Leo Albert Cohen (6.10.1924 Gemen – 7.4.1945

Schwarzheide-Sachsenhausen)

Edith Cohen (19.1.1927 Gemen – 23.1.1945

Stutthof)

 

 

Familie Max Marcus Klaber und Regina, geb. Rosenbaum

 

Max Marcus Klaber (3.12.1874 Embken, Düren – 17.8.1942 Theresienstadt, CZE) und Regina, geb. Rosenbaum (22.12.1871 Lembeck – 1942 Auschwitz, PL)

Erna Klaber (20.7.1902 Gemen – 1983 Groenlo, NL)

verheiratet mit Salomon

Elkan (17.9.1900 Raesfeld – 1.10.1944 Auschwitz,

PL)

Keine Kinder

Wilhelm Klaber (5.9.1903 Gemen – 23.11.1993)

verheiratet mit

Hildegard geb. Kanarek (3.8.1913 Wanne –

10.9.1991 San Diego, USA)

Zwei Söhne

Albert Klaber (6.6.1907 Gemen – 30.9.1942

Auschwitz, PL)

Betty Klaber (19.4.1908 Gemen – 1937 Sayn bei

Koblenz)

Erich Klaber (12.8.1914 Gemen – 23.9.1994

Phoenix, USA) verheiratet mit

Bernice Doris geb. Schönewald

Drei Töchter

Herbert Klaber (19.3.1920 Gemen – 16.2.2013

Chicago, USA) verheiratet mit

Marcia geb. Becker

Drei Söhne, eine Tochter

 

 

Familie Moses Landau und Paula Berta Levie (Levy)

 

Moses Landau (1.10.1873 Gemen – 1926 Dortmund) und

Paula Berta, geb. Levie (3.3.1882 Unkel – Kulmhof)

Paul Landau (19.10.1908 Gemen – ?)

Richard Landau (1912 Gemen – ?)

Lore Landau (10.4.1914 Gemen – ?)

 

 

Familie Meijer Levie (Levi) und Mathilde, geb. Marcus

 

Meijer Levie (2.2.1875 Eelde, NL – 22.10.1942 Auschwitz, PL) und

Mathilde, geb. Marcus (10.8.1872 Rees – 17.5.1942 Groningen, NL)

Julie Levie (28.2.1902 Gemen – 29.10.1942

Auschwitz, PL) verheiratet mit

Hartog Gosschalk (18.1.1893 Groningen, NL –

28.2.1943 Auschwitz,PL)

Sara Gosschalk (7.8.1926 – 29.10.1942

Auschwitz, PL)

Meijer Bernardus Gosschalk (1.9.1931 –

29.10.1942 Auschwitz, PL)

Rosa Levie (25.3.1903 Gemen – 29.10.1942

Auschwitz, PL))

Hedwig Levie (1907 Gemen – ?) verheiratet mit

Julius Jacobs (28.4.1894 Borne, NL – 25.1.1958

Enschede, NL)

Keine Kinder

Ottilia Levie (11.7.1908 Gemen – 26.2.1943

Auschwitz, PL) verheiratet mit

Mozes Leman (28.9.1905 Hardenberg, NL –

26.2.1943 Auschwitz, PL)

Sientje Leman (16.5.1933 Hardenberg, NL –

26.2.1943 Auschwitz, PL)

Mathilde Leman (9.8.1934 Hardenberg, NL –

26 .2.1943 Auschwitz, PL)

Liepman Leman (31.7.1936 Hardenberg, NL –

26.2.1943 Auschwitz, PL)

Josef Levie (20.4.1910 Gemen – 26.5.1945 Tröbitz)

verheiratet mit

Else geb. Metzger (9.10.1911 Borken – 21.5.1943

Sobibor, PL)

Marga Levie (7.6.1937 – 21.5.1943 Sobibor,

PL)

Friedel Levie (6.1.1943 – 21.5.1943 Sobibor,

PL)

 

 

 

Familie Herz Azor Löwenstein und Bertha Blümchen, geb. Levy

 

Herz Azor Löwenstein (18.5.1804 Gemen – 30.6.1891 Gemen) und

Bertha Blümchen, geb. Levy (1820 Olfen – 26.7.1846 Gemen)

Levi Löwenstein (13.12.1836 Gemen – ?)

verheiratet mit

Julia geb. Loeb (27.8.1840 Montabaur – 29.10.1893

Gemen), 2. Ehe mit

Ottilia Theresia Frank (14.10.1861 Borken –

3.2.1943 Theresienstadt, CZE)

Ein Kind

Schöna Löwenstein (17.3.1838 Gemen – ?)

Joseph Löwenstein (28.3.1840 Gemen – 8.4.1840

Gemen)

Betta Löwenstein (1.8.1841 Gemen – ?)

Isak Löwenstein (17.7.1845 Gemen – 1.9.1846

Gemen)

Friederika Löwenstein (17.7.1845 Gemen –

2.2.1846 Gemen)

 

2. Ehe: Herz Azor Löwenstein und Bella, geb. Mendel

Herz Azor Löwenstein (18.5.1804 Gemen – 30.6.1891 Gemen) und

Bella, geb. Mendel (18.7.1818 Coesfeld – 23.1.1911 Gemen)

Henriette (Jette) Löwenstein (19.1.1852 Gemen –

11.1.1938 Gemen)

Carolina Löwenstein (20.4.1854 Gemen – ?)

Julchen Löwenstein (14.9.1856 Gemen –

10.10.1893 Bochum)

Oskar Löwenstein (15.6.1861 Gemen – 24.6.1939

London, GB) verheiratet mit

Pauline, geb. Jonas (5.1.1874 Borken – 18.5.1950

New York, USA)

Gerta Löwenstein (17.3.1900 Gemen –

Auschwitz, PL) verheiratet mit

Wilhelm Moch (29.11.1891 Nonnenweier

Lahr – Auschwitz, PL)

Einen Sohn, eine Tochter

Hilde Löwenstein (14.10.1901 Gemen – Okt

1985 USA) verheiratet mit

Richard Katz (9.3.1902 Horstmar – 9.12.1991

USA)

Fred Katz (7.4.1930 Recklinghausen –

4.6.2013 USA) verheiratet mit

Charlotte (31.7.1934 – 27.12.2014 USA)

Einen Sohn

Eine Tochter

Herbert Löwenstein (17.11.1902 Gemen –

17.10.1990 Johannesburg ZAF)

verheiratet mit Heidi geb. Kaufmann

Eine Tochter

Kurt Löwenstein (11.7.1907 Gemen – 15.9.1979)

Marga Löwenstein (30.12.1910 Gemen – Mär 2016

Jerusalem, IL) verheiratet mit

Dr. Alexander David Carlebach (26.3.1908 Köln –

20.11.1992 Jerusalem, IL)

Zwei Töchter

Emanuel (Emil) Löwenstein (22.1.1865 Gemen – Kuba) verheiratet mit

Adele, geb. Stern (16.1.1876 Xanten – Apr 1965 Brooklyn, USA)

Dr. med. Edgar Löwenstein (11.1.1906 Borken – Feb. 1977 USA) verheiratet

mit Eve

Einen Sohn

Werner Löwenstein (4.9.1909 Borken – Jun 1986 Brooklyn, USA)

 

 

 

Familie Benjamin Saffra und Anna, geb. Schönstedt

 

Benjamin Saffra (2.4.1903 Frankfurt a.M. – 31.5.1944 Auschwitz, PL) und

Anna, geb. Schönstedt (26.2.1911 Altona – 19.11.1943 Auschwitz, PL)

Michael Saffra (21.3.1933 Gemen – 19.11.1943

Auschwitz, PL)

Rifka Saffra (30.8.1934 Gemen – 19.11.1943

Auschwitz, PL)

Mirjam Saffra (30.11.1935 Gemen – 19.11.1943

Auschwitz, PL)

Judith Saffra (27.4.1937 Gemen – 19.11.1943

Auschwitz, PL)

 

 

Familie Wilhelm Cohen und Juliana, geb. Friesem und Elisabeth, geb. Friesem

 

Wilhelm Cohen (2.3.1882 Weseke – 1.7.1944 Auschwitz, PL) und Juliana, geb. Friesem (16.8.1886 Burgbrohl – 2.1.1916 Weseke)

Alfred Abraham Cohen (13.7.1910

Weseke –

7.1.1943 Auschwitz Birkenau, PL)

verheiratet mit Else geb. Sommerfeld

(15.3.1913

Krojanke, Westpreußen – Okt. 1942

Auschwitz, PL)

Keine Kinder

Ruth Clara Cohen (15.9.1911 Weseke –

20.03.1943

Sobibor, PL) verheiratet mit

Karel Cozijn (12.7.1911 Amsterdam, NL –

20.3.1943

Sobibor, PL)

Juliana Cozijn (8.6.1937 Weseke –

20.3.1943

Sobibor, PL)

Mischa Cozijn (12.3.1940

Apeldoorn, NL –

20.3.1943 Sobibor, PL)

Willy Cozijn (24.3.1932 Weseke –

20.3.1943

Sobibor, PL)

Hermann Cohen (30.11.1913 Weseke –

11.3.1988

Pennsylvania, USA)

Elfriede Cohen (20.12.1915 Weseke –

10.9.1943

Auschwitz, PL) verheiratet mit

Juda Vintura (21.9.1914 Amsterdam, NL –

21.3.1944 Auschwitz, PL)

Joan Vintura (7.12.1939

Amsterdam, NL –

10.9.1943 Auschwitz, PL)

Boris Vintura (30.1.1943 –

10.9.1943

Auschwitz, PL)

2. Ehe: Wilhelm Cohen und Elisabeth, geb. Friesem

Wilhelm Cohen (2.32.1882 Weseke – 1.7.1944 Auschwitz, PL) und

Elisabeth, geb. Friesem (13.6.1892 Burgbrohl – 6.7.1944 Auschwitz, PL)

Irmgard Cohen (28.8.1918 Burgbrohl –

8.10.1944

Auschwitz, PL) verheiratet mit

Jakobus Pekel (7.9.1918 Amsterdam –

28.2.1945

Osteuropa)

Marianne Pekel (5.9.1939

Westerbork, NL –

8.10.1944 Auschwitz, PL)

Lotti Cohen (31.1.1920 Weseke – 1976

Pennsylvania, USA) verheiratet mit

Ernest Salus (20.9.1918 – 5.7.1994 Silver

Spring, USA)

Zwei Töchter, ein Sohn

Juliane Cohen (9.3.1923 Gemen –

Stutthof)

Leo Albert Cohen (6.10.1924 Gemen –

7.4.1945

Schwarzheide-Sachsenhausen)

Edith Cohen (19.1.1927 Gemen –

23.1.1945

Stutthof)

 

 

Familie Max Marcus Klaber und Regina, geb. Rosenbaum

 

Max Marcus Klaber (3.12.1874 Embken, Düren – 17.8.1942 Theresienstadt, CZE) und Regina, geb. Rosenbaum (22.12.1871 Lembeck – 1942 Auschwitz, PL)

Erna Klaber (20.7.1902 Gemen – 1983

Groenlo, NL)

verheiratet mit Salomon

Elkan (17.9.1900 Raesfeld – 1.10.1944

Auschwitz, PL)

Keine Kinder

Wilhelm Klaber (5.9.1903 Gemen –

23.11.1993)

verheiratet mit

Hildegard geb. Kanarek (3.8.1913 Wanne –

10.9.1991 San Diego, USA)

Zwei Söhne

Albert Klaber (6.6.1907 Gemen –

30.9.1942

Auschwitz, PL)

Betty Klaber (19.4.1908 Gemen – 1937

Sayn bei Koblenz)

Erich Klaber (12.8.1914 Gemen 23.9.1994

Phoenix, USA) verheiratet mit

Bernice Doris geb. Schönewald

Drei Töchter

Herbert Klaber (19.3.1920 Gemen –

16.2.2013

Chicago, USA) verheiratet mit

Marcia geb. Becker

Drei Söhne, eine Tochter

 

 

Familie Moses Landau und Paula Berta Levie (Levy)

 

Moses Landau (1.10.1873 Gemen – 1926 Dortmund) und

Paula Berta, geb. Levie (3.3.1882 Unkel – Kulmhof)

Paul Landau (19.10.1908 Gemen – ?)

Richard Landau (1912 Gemen – ?)

Lore Landau (10.4.1914 Gemen – ?)

 

 

Familie Meijer Levie (Levi) und Mathilde, geb. Marcus

 

Meijer Levie (2.2.1875 Eelde, NL – 22.10.1942 Auschwitz, PL) und

Mathilde, geb. Marcus (10.8.1872 Rees – 17.5.1942 Groningen, NL)

Julie Levie (28.2.1902 Gemen –

29.10.1942

Auschwitz, PL) verheiratet mit

Hartog Gosschalk (18.1.1893 Groningen,

NL –

28.2.1943 Auschwitz,PL)

Sara Gosschalk (7.8.1926 –

29.10.1942

Auschwitz, PL)

Meijer Bernardus Gosschalk

(1.9.1931 –

29.10.1942 Auschwitz, PL)

Rosa Levie (25.3.1903 Gemen –

29.10.1942

Auschwitz, PL))

Hedwig Levie (1907 Gemen – ?)

verheiratet mit

Julius Jacobs (28.4.1894 Borne, NL –

25.1.1958

Enschede, NL)

Keine Kinder

Ottilia Levie (11.7.1908 Gemen –

26.2.1943

Auschwitz, PL) verheiratet mit

Mozes Leman (28.9.1905 Hardenberg, NL

– 26.2.1943 Auschwitz, PL)

Sientje Leman (16.5.1933

Hardenberg, NL –

26.2.1943 Auschwitz, PL)

Mathilde Leman (9.8.1934

Hardenberg, NL –

26 .2.1943 Auschwitz, PL)

Liepman Leman (31.7.1936

Hardenberg, NL –

26.2.1943 Auschwitz, PL)

Josef Levie (20.4.1910 Gemen –

26.5.1945 Tröbitz)

verheiratet mit

Else geb. Metzger (9.10.1911 Borken –

21.5.1943 Sobibor, PL)

Marga Levie (7.6.1937 – 21.5.1943

Sobibor, PL)

Friedel Levie (6.1.1943 –

21.5.1943 Sobibor, PL)

 

 

 

Familie Herz Azor Löwenstein und Bertha Blümchen, geb. Levy

 

Herz Azor Löwenstein (18.5.1804 Gemen – 30.6.1891 Gemen) und

Bertha Blümchen, geb. Levy (1820 Olfen – 26.7.1846 Gemen)

Levi Löwenstein (13.12.1836 Gemen – ?)

verheiratet mit

Julia geb. Loeb (27.8.1840 Montabaur –

29.10.1893

Gemen), 2. Ehe mit

Ottilia Theresia Frank (14.10.1861

Borken – 3.2.1943 Theresienstadt, CZE)

Ein Kind

Schöna Löwenstein (17.3.1838 Gemen– ?)

Joseph Löwenstein (28.3.1840 Gemen –

8.4.1840 Gemen)

Betta Löwenstein (1.8.1841 Gemen – ?)

Isak Löwenstein (17.7.1845 Gemen –

1.9.1846

Gemen)

Friederika Löwenstein (17.7.1845 Gemen

– 2.2.1846 Gemen)

 

2. Ehe: Herz Azor Löwenstein und Bella, geb. Mendel

Herz Azor Löwenstein (18.5.1804 Gemen – 30.6.1891 Gemen) und Bella, geb. Mendel (18.7.1818 Coesfeld – 23.1.1911 Gemen)

Henriette (Jette) Löwenstein (19.1.1852

Gemen – 11.1.1938 Gemen)

Carolina Löwenstein (20.4.1854 Gemen

– ?)

Julchen Löwenstein (14.9.1856 Gemen –

10.10.1893 Bochum)

Oskar Löwenstein (15.6.1861 Gemen –

24.6.1939

London, GB) verheiratet mit

Pauline, geb. Jonas (5.1.1874 Borken –

18.5.1950 New York, USA)

Gerta Löwenstein (17.3.1900

Gemen – Auschwitz, PL)

verheiratet mit

Wilhelm Moch (29.11.1891

Nonnenweier

Lahr – Auschwitz, PL)

Einen Sohn, eine Tochter

Hilde Löwenstein (14.10.1901

Gemen – Okt 1985 USA)

verheiratet mit

Richard Katz (9.3.1902 Horstmar

9.12.1991 USA)

Fred Katz (7.4.1930

Recklinghausen –

4.6.2013 USA) verheiratet mit

Charlotte (31.7.1934 –

27.12.2014 USA)

Einen Sohn

Eine Tochter

Herbert Löwenstein (17.11.1902 Gemen –

17.10.1990 Johannesburg ZAF)

verheiratet mit Heidi geb. Kaufmann

Eine Tochter

Kurt Löwenstein (11.7.1907 Gemen –

15.9.1979)

Marga Löwenstein (30.12.1910 Gemen –

Mär 2016 Jerusalem, IL) verheiratet mit

Dr. Alexander David Carlebach (26.3.

1908 Köln – 20.11.1992 Jerusalem, IL)

Zwei Töchter

Emanuel (Emil) Löwenstein (22.1.1865 Gemen – Kuba) verheiratet mit

Adele, geb. Stern (16.1.1876 Xanten – Apr 1965 Brooklyn, USA)

Dr. med. Edgar Löwenstein (11.1.1906 Borken – Feb. 1977 USA) verheiratet mit Eve

Einen Sohn

Werner Löwenstein (4.9.1909 Borken – Jun 1986 Brooklyn, USA)

 

 

 

Familie Benjamin Saffra und Anna, geb. Schönstedt

 

Benjamin Saffra (2.4.1903 Frankfurt a.M. – 31.5.1944 Auschwitz, PL) und

Anna, geb. Schönstedt (26.2.1911 Altona – 19.11.1943 Auschwitz, PL)

Michael Saffra (21.3.1933 Gemen –

19.11.1943 Auschwitz, PL)

Rifka Saffra (30.8.1934 Gemen –

19.11.1943 Auschwitz, PL)

Mirjam Saffra (30.11.1935 Gemen –

19.11.1943 Auschwitz, PL)

Judith Saffra (27.4.1937 Gemen –

19.11.1943 Auschwitz, PL)